Diese Künstlerin braucht nicht viel Farbe: ein wenig Braun, Grau, Gelb, Grün und Rot, von diesem aber ein bisschen mehr ... Und zeichnen kann sie! Diese Bewegungen, wenn der Bär auf der Flöte bläst! Der ganze Körper tanzt und die Musik kann man wirklich hören ... obwohl die angeblich nicht besonders gut klingt, aber das macht nichts, Hoffmannsthal lässt den Oktavian an einer Stelle im "Rosenkavalier" weinen und sagen: "Weil's gar so schön is." - Also ich stell mir vor, dass der Bär Strauss-Walzer bläst, aber die gefallen ja auch nicht jedem. Vielleicht sollte ich deshalb doch der Reihe nach erzählen. Zunächst ist da ein Bär, der sitzt auf seinem roten Lieblingskissen, dann hört er Musik. Der Siebenschläfer spielt auf seiner Flöte, und der Bär möchte mit ihm tauschen: Der Siebenschläfer bekommt das Kissen, der Bär die Flöte! Und so beginnt ein "Hans im Glück"-Reigen: Der Bär kann aber nicht so schön spielen wie der Siebenschläfer. Also bekommt der Siebenschläfer die Flöte zurück, und der Bär darf dafür dessen Musik genießen ... Das Ende ist viel schöner als im Märchen. Beide sitzen auf dem roten Kissen am Fluss, schauen in die Welt und sehen zusammen all die Schönheit, die sie zu bieten hat, und sie sind glücklich! Was für ein wunderbares Bilderbuch! Das Prinzip von "give and take" wird hier zur lebendigen Parabel von Freundschaft und Lebensfreude. Die überträgt sich unmittelbar auf die Leser - und Flöte spielen lernen wollen sie jetzt auch, weil sie wissen, dass es nichts macht, wenn man darin kein Meister wird. (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem Libri-Fachkatalog Harry & Pooh 2008/2009)