Düster, atmosphärisch und eigenwillig ¿ Vespertine hat mich gefordert, aber auch fasziniert. Nicht immer leicht zugänglich, mit religiöser S
Vespertine war für mich kein einfacher Einstieg. Die Welt, die Begriffe und die Art der Erzählweise haben mich anfangs irritiert, vielleicht sogar überfordert. Ich wusste nicht sofort, ob ich mit der Protagonistin mitfühlen kann - sie wirkte auf mich zuerst verschlossen, fast fremd. Aber genau das war letztlich ein Teil der Geschichte: eine Figur, die sich nicht anbiedert, sondern sich langsam öffnet - genauso wie die Welt, in der sie lebt.Die Atmosphäre ist düster, die Stimmung schwer, die Handlung teilweise zäh, aber nicht uninteressant. Geisterhafte Wesen, Besessenheit, religiöse Rituale und eine alles andere als einfache Heldin: das alles macht Vespertine zu einem besonderen Buch - kein typisches Fantasy-Abenteuer, sondern eher ein mystischer Abstieg in etwas Ungewisses.Was mich beeindruckt hat, war der Mut der Autorin, keine klaren Wohlfühlmomente zu bieten. Es gibt kaum romantische Ablenkung oder klassische Plotstrukturen - stattdessen ein leises Spiel mit Macht, Glauben und Identität.Am Ende bin ich froh, dass ich drangeblieben bin. Es war kein Buch, das ich verschlungen habe, aber eines, das nachdenklich macht - und das ich sicher nicht so schnell vergessen werde.