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Produktbild: Die Schrecken der anderen | Martina Clavadetscher
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Die Schrecken der anderen

Roman

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Der neue Roman der Schweizer Buchpreisträgerin

Martina Clavadetscher begibt sich ins Dunkel der Geschichte und Gesellschaft, wo das Unerzählte lauert. Schicht für Schicht trägt sie ab, um zur historischen Wahrheit vorzudringen. Sie zeigt, dass Dulden die scheinheiligste Form des Verbrechens ist, weil es keinen Widerstand kennt. Sie lässt uns begreifen, dass wir Geschichte zwar nicht weiterspinnen, aber ihre vergessenen Fäden ins Sichtbare ziehen können. Was sie erzählt, könnte die Geschichte jedes Menschen sein. In jedem Land, zu jeder Zeit. Solange niemand aus den Schrecken der anderen lernt.

Ein Junge stößt beim Schlittschuhlaufen auf einen Toten im Eis und den Beginn einer sonderbaren Geschichte. Kern, ein schwerreicher Erbe, kann nicht länger ignorieren, dass seine Augen schwächer werden. Doch will er überhaupt klarsehen? Da ist Kerns hundertjährige Mutter, die den größten Teil des Tages im Dachgeschoss der Villa im Bett liegt, und doch mit brutaler Konsequenz die Fäden in der Hand hält. Da ist Schibig, ein einsamer Archivar, der sich mitreißen lässt von Rosa, der Alten aus dem Wohnwagen, die an den eigentlich unspektakulären Vorfällen ein spektakuläres Interesse hat - weil sie versteht, dass nichts je ins Leere läuft, sondern alles miteinander verbunden ist: Der Tote im Eis, die Zylinderherren im Gasthof Adler, Kerns Frau, die sich weigert, Kreide zu essen, ein geplantes Mahnmal, bedrohliche Bergdrachen und andere hartnäckige Legenden.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
12. August 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
333
Autor/Autorin
Martina Clavadetscher
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
438 g
Größe (L/B/H)
206/135/31 mm
ISBN
9783406836985

Portrait

Martina Clavadetscher

Martina Clavadetscher geboren 1979, ist Schriftstellerin und Dramatikerin. Nach ihrem Studium der Deutschen Literatur, Linguistik und Philosophie arbeitete sie für diverse deutschsprachige Theater, war für den Heidelberger Stückemarkt nominiert und zu den Autorentheatertagen Berlin 2020 eingeladen. Für ihren Roman "Die Erfindung des Ungehorsams" wurde sie 2021 mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Sie lebt in der Schweiz.

Pressestimmen

Mit Die Schrecken der anderen zielt Clavadetscher ins Herz des Schweizer Selbstverständnisses.
NZZ am Sonntag, Martina Läubli

Clavadetscher verbindet in Die Schrecken der anderen historische Gegebenheiten mit Sozialkritik.
ZEIT Schweiz, Salome Müller

Martina Clavadetscher erfindet sich als Erzählerin immer wieder neu. . . . Sie verwebt die Fäden so virtuos und klug, denn wie sich herausstellt: Alles hängt mit allem zusammen. So wird aus dem interessanten Krimi-Plot bald ein hochaktuelles politisches Lehrstück.
RBB radio 3, Corinne Orlowski

Bestechend sind ihre Dialogsicherheit und ihr Sinn für Dramaturgie.
Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg

Martina Clavadetschers Sprache bewegt sich sicher zwischen knapper Nüchternheit und einer düsteren Märchenhaftigkeit. Dabei vermischt sie gekonnt Realität und Sagenhaftigkeit. "
Neue Zürcher Zeitung, Nina Brügger

Es geht um große Fragen in Die Schrecken der anderen: Wie lange erstreckt sich längst vergessene Geschichte in die Gegenwart?
Frankfurter Allgemeine Zeitung Bücherpodcast, Fridtjof Küchemann

Szenisch dicht, präzis und dialogstark . . . ein Höhepunkt des Schweizer Literaturjahrs.
Aargauer Zeitung, Hansruedi Kugler

Ein Buch, das sehr viel auslöst
SRF, Zwei mit Buch, Simon Leuthold

Auch die unliebsamen Geschichten erzählen, Entwicklungen ansprechen, die man sieht, aber nicht wahrhaben will das macht Martina Clavadetscher. Ihr neuer Roman bezieht sich auf die Realität. . . . [Sie] ist eine wache Beobachterin.
SRF Tagesschau, Raphael Prinz

Martina Clavadetscher verarbeitet in ihrem elegant gebauten Roman ein Stück Schweizer Zeitgeschichte. Man kann sie dabei durchaus in der Tradition eines Friedrich Dürrenmatt sehen.
Kurier, Barbara Beer

Raffiniert, verstörend, faszinierend.
GONG, Thomas Schürmann

Im erzählenden Präsens beschreibt sie mit betonter Bedachtsamkeit eine Atmosphäre, die ganz gegenwärtig wirkt.
Südostschweiz

Ein nachhallendes Echo der Vergangenheit, das viele nur allzu gerne überhören wollen.
Kronen Zeitung

Martina Clavadetscher begibt sich ins Dunkel der Geschichte und Gesellschaft, wo das Unerzählte lauert. Schicht für Schicht trägt sie ab, um zur historischen Wahrheit vorzudringen.
Aachener Zeitung, Roland Mischke

Ein faszinierender Pageturner.
Kleine Zeitung, Karin Waldner-Petutschnig

Geschickt bewegt Clavadetscher ihre Protagonisten aufeinander zu, um ihren Roman in einem explosiven Finale enden zu lassen.
ORF Bestenliste August 2025

faszinierendes Leseabenteuer, eine Mischung zwischen Krimi, Märchen und unheimlicher Realität.
Surseer-Sempacherwoche, Margrit Lustenberger

Clavadetschers Literatur fordert leise, aber eindringlich zur aktiven Teilhabe auf.
Die Presse, Irina Kilimnik

Man begegnet vielen . . . skurrilen Figuren, die man gern begleitet, . . . weil Martina Clavadetscher ziemlich gute Dialoge schreiben kann.
Der Bund, Nora Zukker

Meisterhafte Detailschilderung Ihr Roman liest sich wie ein fesselndes Filmdrehbuch.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Joseph Hanimann

Besprechung vom 01.10.2025

Drachen im Hochgebirge

Alte Seilschaften, neue Verantwortung: Martina Clavadetschers Roman "Die Schrecken der anderen" ergründet die Schweizer Geschichte.

Jeder Tote auf den ersten Seiten eines Romans ist ein jähes Zuviel, das hypothetisch, kriminalistisch, erzählerisch in die Gleichung eines Lebens gebracht werden muss. Der Tote muss ein Gestorbensein haben. In Krimis geschieht das meistens über Um- und Abwege. Am Anfang dieses Buchs flitzt hingegen ein Dreizehnjähriger auf den Schlittschuhen ziemlich gradlinig übers Eis, stolpert plötzlich, schaut näher hin, erschrickt, ruft die Polizei und setzt im Moorgebiet eines Schweizer Bergsees eine Fahndung in Gang, die tief in die Gründe rumorender Zeitgeschichte und alter Sagen hinabreicht.

Die Schweizerin Martina Clavadetscher. 2021 ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis, ist durch ihre Romane und Theaterstücke eine Spezialistin der Spannung zwischen Unter- und Vordergründigem. In ihrem vierten Roman dringt sie, vordergründig in Form eines Krimis, in die wohlgeordnete Welt einer Dorfgemeinschaft ein, wo mit fröhlicher Alltagslaune historische Altlasten auf Distanz gehalten werden.

Der von der Welt draußen überforderte Kriminalarchivar Schibig lässt sich widerwillig aufs Eis des Ödwilersees schicken, um die Sache nach dem Notruf jenes Jungen zu klären, der auf den Schlittschuhen über einen aus dem Eis ragenden Jeansfetzen gestolpert ist. Und tatsächlich liegt dort im Eis eine Leiche. "Die bleiben doch sonst unten bei dieser Jahreszeit", wundert sich der Mann.

Dasselbe findet auch eine Alte namens Rosa, die rauchend und whiskytrinkend aus ihrem Wohnwagenfenster am Rand des Sees so allerhand mitbekommt und nun plötzlich neben Schibig steht. Zu zweit machen die beiden - sie aus einem nicht ganz durchschaubaren Trieb zur Klärung, er an ihrer Seite in berauschender Wiederentdeckung des realen Lebens - sich ans Ermitteln eines Falls, der von den Behörden schnell als banaler Mord oder Selbstmord abgetan wird.

Auch dass die Identität und die Geschichte des Toten so gut wie bedeutungslos sind, entspricht in diesem Buch exakt den Gepflogenheiten des klassischen Krimis. Das Sterben, das ihm verweigert wird, kommt hier einer Hundertjährigen zu, die wirres Zeug faselnd, scharf denkend und dezidiert handelnd in einer Villa ihrem Ende entgegenstirbt. Sie ist Erbin eines reichen lokalen Fischzüchters, der in den Dreißigerjahren mit Berlin gute Geschäfte machte, dann vergeblich den Anschluss der Schweiz ans Reich erwartete, auch danach aber an diskreten, nunmehr aus Südamerika kommenden Geldflüssen beteiligt blieb. Dieses nicht nur finanzielle, sondern auch ideologische Erbe aus Weltläufigkeit und Bodenständigkeit verwaltet die Hundertjährige nun aus ihrem Sterbebett, weil ihr schwächlicher, mit halluzinatorischen Sehstörungen kämpfender Sohn, von allen nur mit seinem Nachnamen Kern genannt, dazu unfähig ist.

Wie Schibig sich aus der Realität in alte Drachensagen flüchtet, tappt dieser Kern in seinen "Star Wars"-Visionen herum. Er drückt sich davor, den Vorsitz der "Nationalen Front" zu übernehmen, eines obskuren Herrenklubs, der statt von politischen Bühnen herab lieber durch diskrete Förderung von Privatschulen der Jugend zu mehr völkischer Durchsetzungskraft verhelfen will. Das neue Denkmal des Zweiten Weltkriegs gleich neben dem ehemaligen Schlachtfeld, auf dem die Eidgenossen einst die Habsburger schlugen, vermag diese Lobby zwar nicht zu verhindern. Ein Monolith mit Reichsadler hinter dem Dorffriedhof bleibt aber stehen, und in einer Scheune treffen sich ein paar Wirrköpfe von der "Jungen Aktion", vom Nachrichtendienst überwacht und schnell vergessen.

All das ist schwere, vielleicht zu schwere Themenkost für dieses Buch. Was in den ersten Kapiteln atmosphärisch geschickt aufgebaut wird als bedrückende Größe einer Gebirgslandschaft, in welcher nicht nur das Methangas aus den halb verwesten Torfschichten heraufdrückt, verliert sich in Einzelszenen und überflüssige Nebenhandlungen. Die Autorin spielt auf aktuelle Ereignisse und historische Fakten an und nennt in den Anmerkungen auch ein paar Quellen. Da sie in ihrer Fiktion aber auf historische Genauigkeit nicht zu achten braucht, kann sie die aufgegriffenen Geschichtsmotive in meisterhafte Detailschilderung aufgehen lassen - ihr wahres Talent.

Ihr Roman liest sich wie ein fesselndes Filmdrehbuch. Erzählt wird im Präsens aus einer Perspektive, die bis in die feinsten Gehirnwindungen der Figuren hineinreicht. Schnitte und Gegenschnitte wechseln einander ab. Der Blick zoomt über die Felsen des Frakmonts in den Sternhimmel und wieder zurück auf das ironische Mundwinkelzucken der Alten. Aus dem Off hört man Stimmen oder fernes Hundegebell, und nachts führt ein Travelling im Scheinwerferlicht von Kerns Mercedes an der verschneiten Straßenkante entlang. Man fragt sich aber zunehmend, worauf das hinauswill. Historische Extrapolation? Warnung vor den Untoten? Oder doch Krimi?

Im Fortgang spitzt sich der Roman auf Zweiteres zu: auf den Kampf gegen konspirativ lauernde neofaschistische Kräfte. Ein Kampf, den die psychologisch fein gezeichneten Figuren allerdings nicht durchzuhalten vermögen. Die enigmatische Alte mit ihren klimpernden Ketten um den Hals, die nebst ihrem Wohnwagen offenbar mehr Unterkünfte rund um die Welt besitzt, als der Leser weiß, beharrt zwar auf ihrer Überzeugung, dass alles mit allem zusammenhängt und irgendwie Sinn ergibt. Deshalb versteht sie sich nicht als systematische Fahnderin, sondern eher als Sammlerin von Zufällen. Nach dem Endkampf mit der Hundertjährigen an deren Totenbett bleibt sie aber dabei: Man muss sich vor bösen Wiederholungen hüten. Wahrscheinlich, wie ihr Komplize Schibig einmal bemerkt, weil niemand jemals etwas von den Schrecken der anderen lernt. Schon gar nicht die so sehr mit sich selbst beschäftigten Figuren dieses Romans. Denn in ihrer Selbstbezüglichkeit sind sie am stärksten. JOSEPH HANIMANN

Martina Clavadetscher: "Die Schrecken der anderen". Roman.

Verlag C. H. Beck, München 2025. 333 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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Von Nicole Koppandi am 15.10.2025

Eine nebulöse Geschichte

Im fiktiven zugefrorenen See wird eine Leiche entdeckt. Es ist unklar, ob es ein Unfall, Suizid oder Mord war. Dann treten hier zunächst einmal die Protagonist*innen auf die Bildfläche, die doch ein wenig eigenartig erscheinen. Schibig, ein Archivar in einem Keller, der unter Panikattacken leidet, die er wegzuatmen gelernt hat. Er versucht mit Rosa, die nur die Alte genannt wird und in einem Campingwagen wohnt, der Sache mit der Leiche auf den Grund zu gehen. Die Alte verfolgt das Geschehen am See vom Fenster aus, notiert sich Zahlen, die am Handy aufleuchten. Kern, ein reicher Sprössling, lebt in einem Herrenhaus mit seiner Frau und der hundertjährigen Mutter, die noch alles beherrscht. Die Mutter ist zeitweise verwirrt. Sie ist eine böse Frau und hofft, dass Kern und Hanna ein Kind bekommen, damit sie endlich sterben kann, weil die Blutlinie dann weiterlebt. Hanna arbeitet nicht, sie möchte sich ablenken und bastelt daheim Püppchen. Damit sie schwanger wird, sucht sie mit dem Wissen ihres Mannes McGuffin auf, der später die Leiche im See ist. Der Roman ist besonders konzipiert und aufgebaut, insgesamt fand ich ihn recht spannend. Zwei Stränge werden abwechselnd erzählt, oft ist jedoch die Handlung nicht klar nachvollziehbar. Ich finde, es hätte dem Roman gut getan, wenn das Ende die Motive der Protagonist*innen erklärt hätte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Ende aber einfach nicht verstanden habe und mir daher der Zusammenhang im Roman fehlt. Es ist schon klar, es geht um die Schweiz und ihre Nähe zum Nationalsozialismus und damit um Geld aus dieser Zeit, heruntergebrochen auf eine reiche Familie. Ich hätte es jedoch besser gefunden, wenn im Roman die Zusammenhänge eindeutiger benannt worden wären. Kein einfach zu lesender Roman.
Von Gisel am 10.10.2025

Wichtiges Thema, Umsetzung gewöhnungsbedürftig

In einem zugefrorenen See wird eine Leiche gefunden. Die Polizei bittet um die Mithilfe des Archivars Schibig, der am See auf Rosa trifft, die neben dem See in einem Wohnwagen lebt. Dann ist da noch der schwerreiche Erbe Kern, der mit seiner hundertjährigen Mutter und seiner jungen Frau in einem Haus lebt, leider lässt der gewünschte Erbe noch auf sich warten. Was haben all diese Geschehnisse nur miteinander zu tun? Diese Frage habe ich mir sehr lange gestellt, zu lange fehlten mir die Zusammenhänge, so dass ich mir schon überlegt hatte, die Lektüre abzubrechen. Nur sehr langsam zeigen sich die Zusammenhänge, und erst dann hat mich die Geschichte fesseln können. Das ist schade, denn die Aussage der Erzählung ist äußerst wichtig. Der Schreibstil ist äußerst gewöhnungsbedürftig und bleibt sehr lange eher sperrig. Letztendlich hat mich das Buch eher zwiespältig hinterlassen, muss man doch sehr lange viel Geduld mit dem Buch aufbringen. Ich empfehle das Buch weiter wegen dem Thema, das hinter der Geschichte steht, und vergebe 4 von 5 Sternen.
Martina Clavadetscher: Die Schrecken der anderen bei hugendubel.de. Online bestellen oder in der Filiale abholen.