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Die Verlassenen -

Roman

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Kein Mensch ist vor den Momenten sicher, die alles von Grund auf ändern

Was würde man lieber vergessen, wenn man könnte? Johannes blickt zurück auf eine ostdeutsche Kindheit, die von feinen Rissen durchzogen war. Der frühe Tod seiner Mutter, das rätselhafte Verschwinden seines Vaters. All seine Fragen dazu blieben unbeantwortet, weshalb er noch als Erwachsener vorsichtig tastend durchs Leben geht. Ein melancholischer Eigenbrötler, der sich in einer stillen Existenz eingerichtet hat. Als Johannes in einer alten Kiste auf einen Brief stößt - adressiert an seinen Vater und abgeschickt nur wenige Tage, bevor dieser den Sohn wortlos verlassen hatte -, verändert dieser Fund nicht nur seine Zukunft, sondern vor allem seine Vergangenheit als Kind der Vorwende-DDR. Seine Erinnerungen sortieren sich neu und mit ihnen sein Blick auf das eigene Leben.

In eindringlicher Dichte und mit kraftvoller Klarheit erzählt Matthias Jügler von Verlust und Verrat, vom Wert des Erinnerns und den drängenden Fragen einer ganzen Generation. Ein warmherziger, leuchtender Roman von außergewöhnlicher sprachlicher Intensität.

  • Ausgezeichnet mit dem Klopstock-Preis für neue Literatur 2022 des Landes Sachsen-Anhalt für das literarische Gesamtwerk

Produktdetails

Erscheinungsdatum
01. März 2021
Sprache
deutsch
Auflage
Originalausgabe
Seitenanzahl
176
Autor/Autorin
Matthias Jügler
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
286 g
Größe (L/B/H)
207/134/22 mm
ISBN
9783328601616

Portrait

Matthias Jügler

Matthias Jügler, geboren 1984 in Halle/Saale, studierte Skandinavistik und Kunstgeschichte in Greifswald sowie Oslo und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Für seine Romane wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2022 mit dem Klopstock-Preis für Literatur des Landes Sachsen-Anhalt, 2024 mit dem Rheingau Literatur Preis. »Maifliegenzeit« (2024) stand auf der Shortlist des Evangelischen Buchpreises 2025. Jügler lebt in Leipzig, wo er auch als freier Lektor arbeitet.

Pressestimmen

»Es beeindruckt nachhaltig, wie Matthias Jügler diese Geschichte ebenso konzise und unaufgeregt wie gleichermaßen eindrücklich und eindringlich zu erzählen versteht. « FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wiebke Porombka

»Dieser Roman hat mich vom ersten Satz an gepackt [. . .] und bis zum letzten Satz auch nicht mehr losgelassen. [. . .] Das ist wirklich ganz große Kunst auf ziemlich kleinem Raum, mit sehr klug eingesetzten erzählerischen Mitteln. Also für mich war das wirklich eine der größten Entdeckungen dieses Jahr. « hr2 kultur, Alf Mentzer

»Matthias Jügler erzählt auf sehr zurückhaltende, feinsinnige Art eine berührende Geschichte um Freundschaft und Verrat und die kleinen Momente, die ein ganzes Leben zerstören können. [. . .] Die Verlassenen ist ein Drama, das mit seinen eindringlichen Bildern ganz unaufgeregt daherkommt und einen gerade deswegen tief bewegen wird. « SWR2 Literatur, Leonie Berger

»Subtil lotet Jügler die Vielschichtigkeit der Erinnerung aus, und gerade das macht den Roman so besonders unter den zahlreichen Büchern, die von Kindheiten in der DDR erzählen. . . . Dass die Geschichte anrührend erzählt, aber niemals rührselig ist, macht ihre Stärke aus. « Der Tagesspiegel, Franziska Wolffheim

» Die Verlassenen erscheint als ein berückendes, als ein tiefschwarzes Zeugnis ostdeutscher Erinnerungskultur und darin als eines der besten Bücher dieses Literaturfrühlings. « Deutschlandfunk, Büchermarkt, Jan Drees

»Ein Roman, der seine inhaltliche Wucht mit einer Unaufgeregtheit entfaltet, die diese Wucht gleichsam steigert, ohne sie auszustellen. [. . .] In seiner Kühle erinnert Jügler an skandinavische Erzähler. Seine Genauigkeit im Sozialen übersieht nichts. Es ist diese Genauigkeit, die den Roman für jeden Leser anschlussfähig macht. [. . .] Was Jügler bietet, ist ein Gesellschaftsroman, ein Road-Movie, ein Halle-Buch und eine unaufdringliche Art von sozialer Parabel. Der Titel Die Verlassenen , der einen wichtigen Aspekt der DDR-Gesellschaft erfasst, könnte sprichwörtlich werden. [. . .] Ein erstaunlicher, anrührender, von jedweder Ost-Propaganda gleichweit entfernter Roman. « Mitteldeutsche Zeitung, Christian Eger

Besprechung vom 26.06.2021

Nicht einmal in der Datsche war man unbeobachtet
Lähmendes Schweigen: Matthias Jügler erzählt in "Die Verlassenen" vom finsteren Erbe, das die Stasi hinterlassen hat

Gerade einmal 170 Seiten umfasst der Roman "Die Verlassenen" des 1984 in Halle geborenen Matthias Jügler - konsequenterweise, denn nicht alle Leerstellen der ungeheuerlichen Geschichte, die sein Erzähler rekonstruiert, lassen sich rückblickend schließen. Denn es geht nicht um Verdrängtes, sondern um willkürlich Verschleiertes. Was dem Erzähler, einem jungen Mann, der gerade selbst eher widerstrebend eine Familie gegründet hat, geblieben ist, sind die Erinnerungen an schmerzhafte biographische Zäsuren: der frühe Tod der Mutter, das plötzliche, nicht erklärte Verschwinden des Vaters, eines Schriftstellers, einige Jahre darauf, schließlich das Sterben der Großmutter, bei der er nach dem Weggang des Vaters lebte.

Jahrzehnte später wird durch einen Zufallsfund der Verlust der Eltern schlagartig zu einer vollkommen anderen Geschichte. Es beeindruckt nachhaltig, wie Matthias Jügler diese Geschichte ebenso konzise und unaufgeregt wie gleichermaßen eindrücklich und eindringlich zu erzählen versteht. Gebannt folgt man einer sukzessiven Enthüllung, wobei die Spannung, die "Die Verlassenen" grundiert und die durch das Prinzip von Ankündigung und retardierendem Moment intensiviert wird, kein dramaturgischer Selbstzweck ist, sondern vielmehr der Psychologie des Erzählers entspricht, der das, was seiner Familie widerfahren ist, nur stockend begreifen zu können scheint.

An dieser Stelle sei es abgekürzt: Matthias Jügler erzählt von dem gewaltsamen Einbruch einer undemokratischen Politik in die Privatsphäre, von den Machenschaften der Staatssicherheit, die Ideologie nicht nur über das Recht auf Freiheit, sondern auch über die Menschenwürde und das Menschenleben stellte. Und er erzählt damit von einem düsteren Erbe, das die DDR hinterlassen hat und das sich in die Biographien nachfolgender Generationen eingeschrieben hat, umso mehr, je weniger es Gegenstand innerfamiliären und öffentlichen Gesprächs ist. "Die Verlassenen" heißt Jüglers Roman, nicht "Der Verlassene" - der Plural lässt sich als Verweis darauf lesen, dass er keineswegs ein tragisches Einzelschicksal erzählen will, sondern ein symptomatisches, wenngleich drastisches.

Der authentisch anmutenden, aber fiktiven Stasi-Unterlagen und der handschriftlichen Gefälligkeitsbekundungen eines IM, die dem Text eingefügt sind, hätte es gar nicht bedurft als Realitätsversicherung; dennoch versehen sie den Roman mit einer zusätzlichen finsteren Unterspur. Mehr noch leistet das der Dank im Impressum für Bilder und Inspiration, der dem ostdeutschen Künstlerpaar Grita und Mario Götze und deren Tochter gilt.

Matthias Jügler thematisiert aber nicht nur eine Schuld, die jene eines Systems oder dessen unmittelbarer Handlanger ist. Es geht um mehr, um das Gesamtgefüge. Die Gesellschaft, die "Die Verlassenen" in den Blick nimmt, ist bestimmt vom Schweigen - und das in einem ebenso grundsätzlichen wie bleischweren Sinn. Nicht nur geht der Vater des Erzählers, ohne sich je wieder bei seinem Sohn zu melden. Auch die Großmutter, gleichwohl sie sich um den Jungen kümmert und die beiden sich nahe sind, belegt das Verschwinden des Vaters bald mit einem unausgesprochenen Redeverbot, nachdem zunächst noch mehr oder weniger halbherzig von beruflichen Reisen, zu denen dieser gezwungen gewesen sei, gesprochen wird.

Kaum anderes als Schweigen begegnet dem Jungen auch in der Schule, wo zwar alle wissen, dass er ohne Eltern lebt, aber niemand ihn darauf anspricht. Im Englischunterricht, als er die Formel "an elephant in the room" übersetzen soll, wird ihm das Tönende dieser Stummheit zum ersten Mal mit aller Macht bewusst. Dass der Junge sich das Schweigen fortan aneignet, sich abkapselt von seiner Umgebung, mit der ein wirklicher Austausch ohnehin nicht möglich scheint, kann kaum verwundern. Von trauriger Logik wiederum muten die Symptome an, die ihn mehr als ein Jahr nach dem wortlosen Verschwinden des Vaters zu quälen beginnen: Lähmende Müdigkeit und Erschöpfung befallen ihn, der bald kaum mehr das Bett verlassen kann. Die konsultierten Ärzte sind ratlos. Aber welche körperliche Diagnose hätte man finden sollen?

Zu einer der schönsten Episode in Jüglers Roman zählt jene, als der bald Volljährige nach dem Tod der Großmutter zum ersten Mal die Kraft aufbringen kann, an den Sehnsuchtsort seiner Kindheit zurückzukehren: in jene Datsche, in der er mit dem Vater die Sommer verbrachte - nicht wissend, dass das auch der Ort war, an dem seine Eltern sich mit anderen regimekritischen Intellektuellen und Künstlern trafen. Der Traum von einem autarken Leben, autark vor allem von den Verletzungen, die ihm zugefügt wurden, lässt den Jungen Tage voller Energie verbringen: Er streicht das Häuschen, pflanzt Kartoffeln. Der Außenseiter kommt sogar auf die Idee, eine Feier zu seinem achtzehnten Geburtstag zu organisieren. Der Auf- und Ausbruchsversuch scheitert auf ganzer Linie, und das nicht nur, weil die Kartoffeln nicht gedeihen wollen.

Es ist der Zufallsfund - den man womöglich als ein wenig konstruiert bekritteln könnte -, der den Erzähler schließlich zu einer Reise nach Norwegen aufbrechen lässt. Auf wen er dort trifft und ob er sein von Kindheit an aus der Bahn geworfenes Leben wieder wird kalibrieren können, soll an dieser Stelle offenbleiben und einmal mehr zur Lektüre dieses Romans einladen.

WIEBKE POROMBKA

Matthias Jügler: "Die Verlassenen", Roman.

Penguin Verlag, München 2021. 176 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Himmelfarb am 28.08.2023
Ein schmales Buch mit einer intensiven Geschichte und einem sehr passiven Protagonisten. Interessanter Stil, der aber sehr distanziert ist.
Von Kaffeeelse am 28.12.2021

Die Achtung vor anderen Menschen ist unser höchstes Gut

Eine absolut interessante Thematik hat sich Matthias Jügler hier ausgewählt. Es geht um die DDR, es geht um den Verlust, es geht um die Zerstörung einer ganzen Familie. Das Ganze wird anfänglich aus den Kinderaugen heraus erzählt und je älter der Junge wird, desto mehr erweitert sich der Blickwinkel auf die Geschehnisse und die erzählte Geschichte wird erfassbar. Einige Informationen zu seiner Familie bringen den jungen Mann Johannes dann später dazu Nachforschungen anzustellen und heraus kommt eine makabre und erschreckende Geschichte über die Stasi und ihre furchtbaren Machenschaften. Eine zutiefst albtraumhafte Geschichte über die zermürbenden Möglichkeiten einer Institution, die im realen Leben intensiv genutzt wurden und in der die Menschenleben nicht viel zählten. Und das obwohl sich die Machthaber so menschenfreundlich sahen und ihren Gegnern diese absprachen. Ohne Worte! Man mag sich gar nicht vorstellen, was dieser fortlaufende Verlust mit dem Charakter Johannes angestellt hat. Und da ist dies hier ein fiktiver Johannes. Wie viele Geschichten, die ähnlich wie die von Johannes klangen, mag es wohl im realen Leben gegeben haben? Die Geschichte, die der Autor Matthias Jügler hier aufs Papier zaubert, ist fesselnd und ebenso auch erstaunlich, denn der Autor ist 1984 in Halle geboren und hat von daher die Stasi nicht erlebt, aber von ihren Taten wohl durchs Hörensagen erfahren. Dies muss sehr nachhallend gewesen sein. Denn dieser Roman in seiner Kürze (170 Seiten) und der trotz dieser Kürze erreichten Intensität ist schon außergewöhnlich. Außergewöhnlich gut! Und absolut real rüberkommend. Ein Vier-Sterne-Buch! Als ich dann aber auf MDR Kultur einen Bericht über das Buch und dessen Entstehung las, änderte ich meine Bewertung. So viel Schaffenskraft und so viel Akribie gehören einfach gewürdigt. Lest dazu am besten selbst diesen Artikel auf MDR Kultur im Netz, Matthias Jüglers Roman Die Verlassenen : Ein Meisterwerk der Täuschung von Rebekka Adler, MDR Kultur. Was der Autor hier geschaffen hat und vor allem wie er das geschaffen hat, ist schon außergewöhnlich. Außergewöhnlich gut!
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