Toni & Toni. Ein Paar. Ein Paar, welches in einem Drama festsitzt, dass sich nach und nach vor den Lesenden entfaltet. Antonia und Thomas finden über ein Tanzprojekt zueinander, Sie, die Tänzerin und er, der Pförtner. Sie sind ungleich, zumindest könnte man durch ihre Lebensläufe darauf kommen. Doch sind sie das wirklich? Denn irgendetwas verbindet sie ja anscheinend auch. Und diese Verbindung ist stark, auch wenn sie momentan auf etwas wackelnden Füßen steht. Sie erleben und durchleben die Obsession, in vielfältiger Weise. Nicht nur im Tanz, ebenso in ihren Gefühlswelten oder in ihren Lebenswelten, aber auch im Substanzmissbrauch. Und diese Bereitschaft zur Obsession hat ja bei beiden ihre Gründe, ihre Ursachen. Einiges davon wird angeschnitten in dem kurzen Text, anderes kann man sich wieder denken. Ein Drama lässt das Dunkle in ihnen wieder in den Vordergrund treten, beide durchleben diese Dunkelheit anders, vielleicht ist nicht unbedingt immer ein vollkommenes Verständnis für den Anderen da, aber eine Akzeptanz durchaus. Und sie bleiben beieinander. Keiner geht. Keiner flieht. Was ja auch auf eine Verbindung hindeutet.
Sehr gefallen an dem Text hat mir die Intensität und der Sog der Schreibe. Sehr gefallen hat mir die Zeichnung der beiden Charaktere. Hier wird ein Istzustand gezeichnet, der auf seine Entstehung schaut, aber weniger auf den Weg hier heraus. Dies könnte man als Mängel begreifen. Ich für mich mache dies jedoch nicht. Denn Toni & Toni bilden für mich trotz des erlittenen Dramas irgendwie auch eine Einheit, die doch so einiges verbindet. Sehr gefallen hat mir die Gestaltung der Charaktere, trotz der Kürze des Textes geraten beide recht greifbar. Ich fühle eine gewisse Nähe. Ich komme nicht zum Brennen, dies nicht. Aber diese Nähe in mir empfinde ich als durchaus ausreichend. Ansonsten hat mir die Zeichnung der beiden Persönlichkeiten, der beiden Tonis sehr gefallen. Es hat mir sehr gefallen, dass der Autor hier die Leser ins Dunkle schauen lässt und damit eine dunkle Welt anderen greifbar und erlebbar macht. Selbstverletzungen, Depressionen und Substanzmissbrauch erlebe ich in meinem Arbeitsfeld ständig, andere kennen so etwas nicht, Bücher darüber vermitteln nützliches Wissen. Denn die Betroffenen sind halt nicht die Anderen, wir alle sind selbst nur kurze Schritte davon entfernt. Dies muss uns bewusst werden. Die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen muss aufhören. Denn wir alle sind eben diese Anderen.
Toni & Toni wirft einen Blick auf Dinge, die in unserer Welt oft und gern ausgeblendet werden, und deshalb und wegen der echt gut gelungenen Zeichnung von Toni & Toni empfehle ich dieses Buch. Nun wird Toni & Toni nicht jedem gefallen, man sollte schon eine gewisse Vorliebe für psychiatrische/psychologische Prozesse mitbringen.