Der neue Roman von Monika Maron!
Katharina, Tierärztin im Ruhestand, erbt ein abgelegenes Gutshaus nordöstlich von Berlin. Schnell ist die Idee geboren, dort eine Kommune mit Freunden einzurichten, um den steigenden Mietpreisen in Berlin zu entfliehen und im Alter nicht allein zu sein. Bei Eva, Katharinas Freundin, sträubt sich zunächst alles gegen die Vorstellung, mit Menschen jenseits der Sechzig zusammenzuziehen. Doch dann lässt sie sich notgedrungen auf das Experiment ein und akzeptiert einen Neuanfang.
Das Haus ist ein ebenso ergreifender wie weiser Gesellschaftsroman, in dem Monika Maron universelle Themen des Lebens, der Liebe und des Alters neu verhandelt.
Inhaltsverzeichnis
Besprechung vom 08.10.2023
BESONDERE VORKOMMNISSE
Alter und Affekte
Es ist der erste neue Roman der Schriftstellerin Monika Maron seit ihrem Wechsel zum Verlag Hoffmann und Campe vor drei Jahren: Damals hatte sich der Fischer-Verlag, in dem Marons kühl-klugen Romane und Reportagen aus der deutsch-deutschen Vergangenheit und Gegenwart über Jahrzehnte erschienen waren, von ihr getrennt. Maron hatte einen Essayband in der Reihe "Exil" der Edition Buchhaus Loschwitz veröffentlicht, ohne Rücksprache. Und weil in dieser Reihe auch neurechte Autoren schreiben, war damals die Rede davon gewesen, Maron sei gecancelt worden. Seitdem hat ihr neuer Verlag Marons ältere Werke neu gedruckt - und jetzt eben "Das Haus" (25 Euro): Die pensionierte Journalistin Eva schließt sich in einem brandenburgischen Gutshaus einer WG von Gleichaltrigen an. Kultivierte Leute, die noch mal neu anfangen, bevor es für Neuanfänge zu spät ist. Eva will eigentlich nicht in dem Gutshaus bleiben, sie ist längst im skeptischen Gleichmut gegenüber dem Leben zu Hause: "Ich interessierte mich nicht mehr sonderlich für mich, ich wusste inzwischen zu gut über mich Bescheid", sagt sie einmal, und ähnlich ungerührt versucht sie, mit den Leuten umzugehen, die sich hier neu arrangieren. Was zu Spannungen führt, sobald Interessen aufeinanderstoßen und Affekte sich melden. Wenn die Alten sich streiten, erinnert das fast an ein Stück von Yasmina Reza, aber bei der sind Sympathie und Antipathie frei verteilt - in Marons Haus ist der schwule Mitbewohner daueraufgeregt und statusbesorgt, der Althistoriker Amadeus aber findet für jedes neue Problem eine Antwort bei den Römern. "Das Haus" zielt auf einen Roman über Kontingenz und Autonomie, der Verlauf der Geschichte und ihr Personal sind aber doch so kontrolliert, dass sich das erzählerisch nicht einlöst. Unsichtbarer Fluchtpunkt ist die Corona-Pandemie, Maron aber blendet vorher aus. Als sei eh schon alles gesagt, was dazu noch zu sagen wäre. tob
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