Nachdem Enola Holmes bereits in ihrem zweiten Fall die linkshändige Lady Cecily aus den Fängen ihres Entführers befreit hatte, hätte es eigentlich ein glückliches Ende für ihre Freundin geben können - wäre da nicht Cecilys strenger Vater! Durch den Skandal um seine Tochter sieht er den Ruf seiner ganzen Familie beschädigt. Um weitere Gerüchte und Dramen zu vermeiden, sieht er nur einen Ausweg und hält seine eigene Tochter im Haus gefangen.Höchste Zeit für Enola, selbst zur Entführerin zu werden und um die Freiheit ihrer Freundin zu kämpfen! Dabei stößt sie auf ein dunkles Familiengeheimnis, das schon lange im Verborgenen schlummert. Wird sie Lady Cecily aus den Fängen und den hinterhältigen Plänen ihres Vaters befreien können?Schon zweimal musste Enola zu Lady Cecilys Rettung eilen und obwohl sie seit diesen kurzen Begegnungen keinen richtigen Kontakt hatten, fühlt sich Enola ihr verbunden und sieht sie sogar als Freundin an.Kaum hegt sie also den Verdacht, dass Sir Eustace mal wieder etwas Böses im Schilde führt, tritt sie auch schon in Aktion, um Cecily zu helfen und obwohl es ihr auch problemlos gelingt, Cecily vorerst aus den Klauen ihres Vaters zu befreien, sieht die Lage für Cecily alles andere als rosig ist, ist sie doch per Gesetz im Grunde nur Eigentum des Vaters und somit komplett mittellos und seinem Willen ausgeliefert.Natürlich plant Enola daran etwas zu ändern, doch als ihr großer Bruder Sherlock auftaucht, da er die Absicht hegt, Lady Cecily wieder zurück zu ihren Eltern zu bringen, verschwindet diese spurlos aus ihrem sicheren Versteck.Enola muss nun nicht nur Cecily wiederfinden, einen Weg finden, um Sir Eustace in seine Schranken zu weisen, und dabei gleichzeitig - mal wieder - ihrem großen Bruder, dem Meisterdetektiv, immer einen Schritt voraus sein - zumindest wenn sie ihn nicht überzeugen kann, mit statt gegen sie zu arbeiten.Wir sind dieses Mal wieder ganz schnell mitten im Geschehen und nachdem die Geschwister sich in den letzten Bänden ja langsam angenähert haben, war ich sehr gespannt darauf, wie Enola und Sherlock damit umgehen werden, dass sie nun entgegengesetzte Ziele verfolgen.Ich war mir sicher, dass Enola es wieder schaffen wird, den großen Meisterdetektiv auszutricksen und schließlich auf ihre Seite zu ziehen und so kam es dann ja schließlich auch.Zwar wollte Sherlock mit einigen Ideen seiner kleinen Schwester nichts zu tun haben, hat ihr aber doch freie Hand gelassen und ihr sogar teilweise heimlich Rückendeckung gegeben.Immer wieder schön zu sehen, wie die Geschwister sich immer mehr vertrauen und Enola ihren großen Bruder dazu bringt, das viktorianische Geschlechter- und Rechtsverhältnis zu hinterfragen.Denn auch dieses Mal wird wieder sehr deutlich, wie wenig Rechte Frauen im viktorianischen England besaßen und was dies für sie bedeuten konnte.Die Darstellung von und den Umgang mit Cecilys gespaltener Persönlichkeit fand ich allerdings etwas sehr vereinfacht, wenn auch die Erklärungen und Gedanken, die sich Enola dazu macht, sehr gut in ihre Zeit passen und eben so auch für das eigentlich angedachte jüngere Publikum passend und leicht verständlich sind.Für mich persönlich blieb das hier zu vereinfacht und oberflächlich.Auch wenn der Fall an sich keine großen Überraschungen bietet, wurde ich von Enolas Einfallsreichtum und Courage wieder sehr gut unterhalten und freue mich schon auf weitere Abenteuer mit der jungen Heldin!Fazit: Wieder ein schönes, kurzweiliges Abenteuer mit der jungen Heldin, die mal wieder ihren großen Bruder und Meisterdetektiv, Sherlock Holmes, in den Schatten stellen kann und mit ihrem Einfallsreichtum und ihrem Mut es schafft, sich den unfairen und ungerechten Verhältnissen im viktorianischen London entgegenzustellen.