Minnesang ist ein audiovisuelles Kunstwerk und bleibt mit der Performanzsituation verbunden. Diese Studie erläutert, wie die Überlieferung Verschränkungen von Oralität und Schriftlichkeit zeigt und wie die «fingierte Publikumskritik» interpassiv zwischen dem realen Raum der Performanz und dem fiktionalen Raum vermittelt.
Diese Studie betrachtet die Produktion sowie Rezeption von Musik, die in mittelalterlicher Zeit eng miteinander verflochten waren. Der Minnesänger warb als «live-Medium» mit seinem «süezen sanc» im Klangraum um die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer und bediente sich vielfältiger rhetorischer Strategien, um die Sinne seiner Rezipienten einzubinden. Der Fiktionalitätsvertrag musste mit dem Hörer noch während der Aufführung ausgehandelt werden. Da sich dieser intermediäre Möglichkeitsraum niemals eindeutig dem Fiktionalen oder Realen zuweisen lässt, stellt dieses Buch die Frage, inwiefern Virtualität den notwendigen Schlüssel für die Interpretation vormoderner Poesie darstellen könnte. Denn diese bewegt sich als performative Kunst offensichtlich nicht innerhalb der strikten Grenzziehung autonomer Fiktionen.
Inhaltsverzeichnis
Minnesang Interpassivität Virtualität Musikwissenschaftliche Analyse Oral Poetry Trobadorlyrik Sangspruchlyrik Mittelalterliche Musiktheorie Mnemotechnik Lügner-Antinomie Ekphrasis Bildtheorie Heinrich von Morungen Walther von der Vogelweide Heinrich von Veldeke Gottfried von Straßburg Thomas von Aquin
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