Eine Reise ins Alter voller Melancholie, Mühsal und unerwartetem Glück
Johannes Wenger, ein achtzigjähriger alleinstehender Architekt, hat sich jahrzehntelang mit Architektur, Musik, Literatur, Politik und der Natur beschäftigt. Doch als er stürzt und pflegebedürftig wird, muss er erfahren, dass ihm zum Leben noch einiges fehlt. Sein Alltag ist nun von Stillstand, Einsamkeit und Melancholie geprägt. Sein junger Hausarzt Dr. Mailänder jedoch hält dagegen und lädt Wenger mit seiner Familie zu einem gemeinsamen Osterurlaub ein.
Peter Härtling erzählt meisterhaft, wie der grantige Alte auf diese Einladung reagiert, sich der sechsjährigen Tochter des Arztes zuwendet und immer wieder zurückweicht. Ein Urlaub am Strand von Travemünde mit einem kauzigen Rollstuhlfahrer, der gedanklich in ständigem Austausch mit historischen Figuren wie den Architekten Karl Friedrich Schinkel oder Mies van der Rohe steht, birgt so manche Überraschung.
Doch mit diesem Urlaub ist Wengers Reise nicht zu Ende. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich und schwefelgelbe Träume führen ihn in seine Vergangenheit und an die Grenze. Mit viel Gefühl, genauem Blick und voller Selbstironie nimmt Härtling in Der Gedankenspieler seine Leser mit in die Mühsal des Alters, um ihnen dann zu zeigen, welch großes Glückspotenzial auch diese Lebensphase besitzt.