Das Cover von Ein grenzenloser Sommer des Autors Ralf Günther gefällt mir sehr, denn der weite Himmel über dem Paar an der Schiffswand, das in die Weite schaut, vermittelt schon so viel von dem Gefühl, dass die Geschichte für mich heraufbeschworen hat. Und auch rein optisch mag ich die harmonischen Blautöne und die Bildgestaltung sehr.
Das Buch entführt mich in den Sommer 1988, in dem Deutschland zweigeteilt und eine Kreuzfahrt etwas ganz Exklusives war. Ronni, der aus der DDR stammt und als Steward auf der MS Arkona arbeitet, lernt Sabine kennen, die im Westen lebt, nun aber in der gehobenen Klasse mit ihrer Tante die großen Hafenstädte der Ostsee kennen lernen darf. Obwohl die beiden aus ganz unterschiedlichen Welten stammen, fühlen sie sich bald zueinander hingezogen, können ihre Zuneigung jedoch nur heimlich ausleben und werden trotzdem bald von der Stasi entdeckt. Diese setzt Ronni unter Druck und er muss eine folgenschwere Entscheidung treffen
Die Beschreibung der Geschichte hat mich unglaublich neugierig gemacht und ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. Aus einem mir unerfindlichen Grund ist mir der Einstieg jedoch nicht so ganz leicht gefallen. Ich kann gar nicht sagen woran das lag, denn der Schreibstil des Autors war sehr angenehm und leicht zu lesen und auch die Hauptcharaktere habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Trotzdem habe ich etwas Zeit gebraucht und mir diese zu nehmen, hat sich definitiv gelohnt, denn im Nachhinein bin ich ganz begeistert von dieser Geschichte.
Meiner Meinung nach ist es dem Autor nämlich wunderbar gelungen, eine ausgewogene Mischung zwischen Unterhaltung und Wissensvermittlung zu finden. Letzteres steht jedoch nie im Vordergrund, sondern es passiert beim Eintauchen in die Geschichte ganz nebenbei, dass ich viel über die Gegebenheiten in der DDR und dem Umgang dieses Staatsapparates mit seinen Bürgern lernen durfte. Ich kenne mich auf diesem Gebiet überhaupt nicht aus und kann daher auch nicht bewerten, wie realistisch die Schilderungen sind, für mich haben sie sich jedoch sehr authentisch angefühlt.
Mit Ronni und Sabine hat der Autor zudem zwei Charaktere geschaffen, die ihre ganz eigenen Biografien mit in die Geschichte bringen und die der Handlung daher Substanz verleihen. Ich mag beide sehr gerne und schätze es, dass sie so individuell gezeichnet wurden. Ein Highlight ist zudem Sabines Tante, die das Geschehen oft auflockert und einen Schwung hinein bringt, der der Geschichte gut tut. Ansonsten ist es eher eine ruhige Erzählung, was mir gut gefällt und dem Charakter der Kreuzfahrt gut entspricht. Diese besondere Welt der Kreuzfahrten kommt in der Geschichte gut zur Geltung und auch die Eigenheiten des Meeres wurden meiner Meinung nach sehr passend beschrieben.
Die Liebesgeschichte zwischen Ronni und Sabine bildet einen schönen und rahmenden Überbau in diesem Buch und ist Sinn sowie Grund für alle Handlungen. Dennoch ist sie nicht das ausschließliche Thema und lässt Raum für all die anderen interessanten Dinge, was mir sehr gefallen hat und was der Geschichte auch eine Besonderheit verleiht.
Sehr gefällt mir zudem die Aufteilung in drei einzelne Abschnitte an Hand von Ronnis Schiffsreisen, die der Geschichte zusätzliche Struktur geben und die zeitliche Abfolge ist ebenfalls gut gewählt. Es gibt einzelne Stellen, in denen die Entwicklung für meinen Geschmack ruhig noch etwas mehr Raum hätte bekommen dürfen, aber dies tut dem insgesamten Genuss zum Glück keinen Abbruch.
Ich habe lange überlegt, wie viele Sterne ich diesem tollen Buch geben kann denn die Geschichte an sich verdient auf jeden Fall 5 Sterne, da das Leseerlebnis für mich aber noch nicht ganz perfekt war, sind es dann fairerweise doch 4 Sterne geworden. Allerdings mit einer ganz klaren Leseempfehlung an alle Interessierten, denn diese Geschichte und auch die historischen Elemente verdienen es unbedingt viele Buchbegeisterte zu erreichen! Viel Freude auf der MS Arkona!