Eine spontane Liebe zwischen einem jungen Steward aus dem Osten und einer jungen Jurastudentin aus dem Westen eingebettet in eine Kreuzfahrt war ein gutes Setting für diesen Roman. Die junge Sabine wird von ihrer Tante Hilde zu einer Kreuzfahrt auf dem bekannten Schiff MS Arkona (dem Eliteschiff der DDR) eingeladen. Sabine hat eine schwere Zeit hinter sich und soll durch die Reise auf neue Ideen gebracht werden. Auf dem Schiff begegnet sie dem etwas wortkarten Ronni, einem Steward, zwischen beiden beginnt es direkt zu knistern. Doch Ronni hat ein Problem, die Staatsgewalt der DDR sitzt ihm im Nacken und so beginnt ein Katz- und Mausspiel, was die Nerven aller Beteiligten auf die Probe stellt. Sabine war mir persönlich etwas zu eindimensional dargestellt. Sie hat ihre Ecken und Kanten, aber ich hätte mir bei ihrer Persönlichkeit ein paar mehr Nuancen gewünscht. Ronni ist sehr gut charakterisiert und ich konnte ihn mir sehr gut vorstellen. Der absolute Überraschungscharakter ist Hilde, die einfach eine Marke ist und so einige interessante Geheimnisse mit sich trägt. Das Setting spielt größtenteils an Bord der MS Arkona im Jahr 1988 und ist demnach sehr gut greifbar. Der Schreibstil des Autors ist gut beschreibend, authentisch und erzählend und ich konnte dem Lesefluss sehr gut folgen. Was mir gut gefallen hat war eine Mischung aus Erzählung und Beschreibung der damaligen Verhältnisse. Ich habe die DDR nur noch am Rande in Büchern miterlebt und so wird einem das ganze Ausmaß dieses ausgeklügelten Staatsapparates mit seiner Überwachung noch einmal so richtig bewusst. Auch kann man als lesende Person eine Kreuzfahrt mitmachen, selbst wenn man noch keine miterlebt hat. Die Beschreibungen auf Deck geben einen guten Einblick in die Kreuzfahrt-Branche der 80iger Jahre, eine Zeit wo Kreuzfahrt eher noch was für Wohlhabende war. Ein Roman über Liebe in Zeiten unsicherer Politik, der leicht ist und doch an manchen Stellen durchaus auch beschwerlich wirkt.