Der Autor Ralf Lindemann ist auf eine ganz besondere Art beseelt und besessen von Geschichte. Über Jahre hat er Zeitzeugen befragt, in Archiven "gebuddelt" und wirklich Beeindruckendes zu Tage gefördert. Da wo heute nur noch Ruinen im Wald von Sassnitz-Dwasieden von der einstigen Pracht des Schloss Dwasieden künden, lässt Lindemann längst vergangene Zeiten so anschaulich auferstehen. Nach der Lektüre meint man, das Lärmen der Bauleute zu hören, das Tuten der Schiffe, die den schwedischen Granit und den Marmor für den Schlossbau anlanden. Man meint, das Geräusch der heranrollenden Kutschen zu hören, die den Bauherren Adolph von Hansemann oder die kaiserliche Familie in Dwasieden vorfahren lassen. Man sieht die Marineschule der 30er Jahre, hört die Befehle, erinnert sich selbst an längst vergangene DDR-Marine-Zeiten - die Geschichte und die Nutzung des Schlosses und seiner später noch verbliebenen Reste nach der Sprengung werden in einmaligen, größtenteils noch nie veröffentlichten, Bildern lebendig. Und selbst der Geruch der moosbedeckten Ruinen steigt in die Nase bei der Lektüre, macht mit seinem morbiden Charme neugierig, sich selbst vor Ort in Sassnitz-Dwasieden zu begeben, und Geschichte hautnah zu erleben.
Karl Dau (www.meck-pomm-hits.de) August 2018