Meine Meinung Das kommt nicht oft vor, dass mir nach dem Beenden eines Buches, die Worte fehlen. Bei Babel ist genau das passiert. Ich habe das Buch zugeschlagen und mich gefragt: echt jetzt? Mit Robin Swift hat Kuang einen Charakter geschaffen, der mir mit all seinen Stärken und Schwächen sehr sympathisch war. Ich konnte sein Denken und Handeln nur zu gut nachvollziehen, da es mich an mich selbst, und sämtliche Menschen in meinem Umfeld erinnert. Oftmals will man die Wahrheit nicht erkennen, weil das eigene Leben sonst unbequem wird ...China - Kanton Robin liegt schwerkrank im Bett; neben ihm seine verstorbene Mutter, als ihm Professor Lovell mit einem Silberbarren das Leben rettet. Später wird man erfahren, dass es sich um Cholera handelte. Professor Richard Lovell, der sich als Robins Vormund entpuppt, nimmt Robin zu sich nach London und bereitet ihn auf Babel in Oxford vor. Robins chinesische Sprache ist von großer Wichtigkeit. In der Geschichte haben Silber und Sprachen eine tragende Rolle. In Silberbarren werden Worte graviert, die sämtliche Arbeitsbereiche optimieren. Natürlich, wie kann es auch anders sein, nicht zum Wohle der einfachen Arbeiter und Armen. Dieses Buch zu lesen, war für mich eine große Herausforderung, da ich im Moment Literatur bevorzuge, die mich positiv stimmt und nichts mit dem aktuellen Zeitgeschehen gemeinsam hat. Die Geschichte spielt zwar in einem anderen Zeitalter; die Parallelen zur Gegenwart konnte ich jedoch gut erkennen. So verglich ich die Silberbarren mit KI, da sie hilfreich sein konnten und gleichermaßen verheerende Auswirkungen hatten.Rassismus und Kolonialismus sind ein wichtiges Thema, das absoluten Erkennungswert im *Jetzt* hat. Dazu möchte ich jedoch nicht näher eingehen, da sich jeder - am Buch Interessierte - selbst ein Bild dazu machen sollte. Der Schreibstil ist magisch, trotz der gut 100 Seiten, in der es um Sprachen geht. Diese Thematik wurde für meinen Geschmack zu detailliert behandelt, und hat mir das Gefühl gegeben, ein Sachbuch in den Händen zu halten. Trotzdem konnte mich die Geschichte fesseln. Ich weiß; das klingt total paradox. Kuang hat mich bei der Hand genommen und durch die (für mich) schwierigen Passagen geführt. Sie hat mir gezeigt, dass ich da durch muss, um den späteren Verlauf zu verstehen. Der Fantasyteil ist eher gering, was mich ein bisschen geärgert hat. Dafür habe ich sehr gerne am Studentenleben teilgenommen. In Oxford werden Ausländer gefördert. Aber eins könnt Ihr mir glauben: rein gar nichts ist so, wie es Anfangs scheint. Fazit Wer von Anfang an akzeptiert, dass der Fantasyteil gering - Linguistik groß ist, der wird in keinster Weise von dem Buch enttäuscht sein. Ich bin von der Geschichte und dem Schreibstil beeindruckt. Wären die Sachbuch-Passagen nicht gewesen, könnte ich "Babel" als Highlight vorstellen. Das Ende kann ich immer noch nicht fassen ...