Intermezzo erzählt die feinfühlige und vielschichtige Geschichte zweier Brüder, Ivan und Peter, in der Zeit nach dem Tod ihres Vaters. Der 22-jährige Ivan, ein begabter Schachspieler, dessen Karriere durch die Krebserkrankung des Vaters ins Stocken geraten ist, lernt bei einer Schachausstellung die 36-jährige Margaret kennen, eine verheiratete Kunstdirektorin, mit der er vorsichtig eine Beziehung beginnt.
Sein zehn Jahre älterer Bruder Peter arbeitet als Menschenrechtsanwalt und steht selbst an einem Wendepunkt. Er schwankt zwischen einer unkonventionellen Beziehung zu der jungen Studentin Naomi und seiner anhaltenden emotionalen Bindung an Sylvia, seine ehemals große Liebe, die ihn nach einem tragischen Unfall verlassen hat.
Im Kern ist Intermezzo eine tief berührende Geschichte über Verlust, Liebe und Vergebung. Sie geht der Frage nach, warum wir oft gerade die Menschen am meisten verletzen, die wir am tiefsten lieben und wie wir trotz Schmerz und Schuld wieder zueinanderfinden können.
Die Figuren haben sich in die emotionalen Zwischenräume des Erzählers eingenistet, besonders Ivan mit seiner unbeholfenen, aufrichtigen Art, die schnell Sympathie weckt. Peter hingegen ist komplexer, schwieriger zu durchdringen, doch gerade das macht ihn so faszinierend. In den dunkelsten Momenten seines Lebens offenbart er eine verletzliche Menschlichkeit, der man sich kaum entziehen kann.
Rooneys Prosa in Peters Kapiteln ist stilistisch außergewöhnlich: abgebrochene Sätze, ausgelassene Wörter spiegeln seine innere Zerrissenheit und den brüchigen Zustand seiner Psyche wider. Anfangs irritierend, entfalten diese Passagen bald eine eindringliche emotionale Wirkung, gebrochene Sprache für einen gebrochenen Mann.
Die Struktur des Romans ist kunstvoll komponiert. In drei Teilen entfaltet sich die Handlung spannungsvoll und findet im letzten Abschnitt ihren emotionalen Höhepunkt, wenn sich die Handlungsstränge verdichten und überkreuzen. Doch anstelle eines klaren Abschlusses lässt Rooney uns mit einem tiefen Gefühl von Mitgefühl für diese fehlerhaften, zutiefst menschlichen Figuren zurück.