Diese Studie analysiert die politischen Überzeugungen des Psychoanalytikers Harald Schultz-Hencke (1892 1953) während der Zeit des Nationalsozialismus und sein Verhalten gegenüber diesem als Ideologie und Machtapparat. Dem Autor Steffen Theilemann ist ein differenziertes Porträt eines der führenden deutschen Psychoanalytiker gelungen, das ein ganz neues Bild von Harald Schultz-Hencke ergibt.
In der Zeit des Nationalsozialismus zählte Harald Schultz-Hencke neben Felix Boehm und Carl Müller-Braunschweig zu den drei bedeutendsten Psychoanalytikern in Deutschland. Ab den 1980er-Jahren schufen zahlreiche Publikationen ein Bild, nach dem Schultz-Hencke - mindestens der Gesinnung nach - ein Nationalsozialist gewesen sei. Zur Überprüfung dieser These hat Steffen Theilemann erstmals umfangreiches Quellenmaterial gesichtet, um die Arbeits- und Tätigkeitsfelder Schultz-Henckes während der Zeit des Nationalsozialismus, seine Publikationen, die Art seiner Mitarbeit am Deutschen und späteren Reichsinstitut für psychologische Forschung und Psychotherapie und die Positionen Schultz-Henckes gegenüber den Charakteristika des Nationalsozialismus systematisch zu untersuchen. Es ist ein differenziertes Porträt entstanden, das zeigt: Harald Schultz-Hencke war kein Nationalsozialist und kein Opportunist, er war ein Gegner des Nationalsozialismus, ein Anti-Nationalsozialist. Aber dabei kein Widerstandskämpfer.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . 9
1. Einführung . . . 17
2. Die Zeit bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 . . . 25
2. 1 Gymnasiast, Freistudent und Mitglied der deutschen Jugendbewegung (1911 1921) . . . 25
2. 2 Psychoanalytische Ausbildung und die Zeit als Psychoanalytiker bis 1932 . . . 43
2. 2. 1 Das persönliche Umfeld . . . 43
2. 2. 2 Die Monografien Schultz-Henckes von 1927 und 1931 . . . 50
3. Die nationalsozialistische Zeit (1933 1945) . . . 57
3. 1 Arbeits- und Tätigkeitsfelder . . . 60
3. 1. 1 Privatpraxis . . . 60
3. 1. 2 Fachgesellschaften . . . 62
3. 2. Publikationen und Vorträge . . . 65
3. 2. 1 Der Aufsatz Die Tüchtigkeit als psychotherapeutisches Ziel (Schultz-Hencke 1934 a) . . . 66
3. 2. 1. 1 Entstehungsgeschichte . . . 67
3. 2. 1. 2 Der Aufsatz im Überblick . . . 75
3. 2. 1. 3 Vergleich mit den früheren Schriften Schultz-Henckes: Interpretation I . . . 81
3. 2. 1. 4 Der erste und der zweite Abschnitt: Interpretation II . . . 89
3. 2. 1. 5 Interpretationen anderer Autoren . . . 109
3. 2. 1. 6 Die Sprache: Interpretation III . . . 119
3. 2. 1. 7 Ergänzungen: Interpretation IV . . . 131
3. 2. 2 Die Monografie Der gehemmte Mensch (Schultz-Hencke 1940) . . . 136
3. 2. 3 Öffentliche Vorträge . . . 147
3. 3 Deutsches Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie (DI) . . . 148
3. 4 Deutsche Seelenheilkunde . . . 158
3. 5 Positionierung gegenüber einzelnen Charakteristika des Nationalsozialismus . . . 167
3. 5. 1 Rassenideologie und Antisemitismus . . . 167
3. 5. 2 Idealisierung des nationalsozialistischen Systems, Adolf Hitlers und der NSDAP . . . 178
3. 5. 3 Verfolgung von sogenannten Minderwertigen . . . 190
3. 5. 3. 1 Schizophrene Erkrankungen . . . 190
3. 5. 3. 2 Homosexuelle . . . 191
3. 5. 3. 3 Psychopathische Persönlichkeiten . . . 193
3. 6 Der Freundeskreis . . . 196
3. 7 Einschätzungen von Zeitzeugen . . . 202
4. Abschließendes . . . 205
Verzeichnisse
Literaturverzeichnis . . . 209
Abkürzungsverzeichnis . . . 231
Personenregister . . . 232
Faksimile: Die Tüchtigkeit als psychotherapeutisches Ziel(Schultz-Hencke 1934a) . . . 239