Bei seiner neuen Unternehmung startet Wolfgang Büscher im Norden, in Emmerich, und reist entlang der deutschen Grenze. Diesmal benutzt er alle denkbaren Verkehrsmittel; gleichgültig ob Bahn, Bus oder Schiff, sogar ein kleines Propellerflugzeug besteigt er, um von Helgoland nach Bremerhaven zu kommen. Und dann geht es über die Ostsee weiter Richtung Osten.
Was ist so spannend, Deutschland von den Rändern aus zu betrachten? Eigentlich gar nichts. Es sei denn, der Reisebegleiter heißt Wolfgang Büscher und kann seine Beobachtungen auf eine ganz wunderbare Weise zu Papier bringen. Schlichtweg: er kann einfach hervorragend schreiben.
Da läuft er im regnerischen November durch Görlitz und stellt fest: "Die Westler entbrannten für Görlitz, sie zogen der Stadt die graue Kittelschürze aus und schenkten ihr wieder Schmuck und Farben, wie sie sie früher getragen hatte."
Oder wenn Büscher in einem alten, verfallenen Haus unter einer Menge Müll einen verstaubten Kassettenrekorder entdeckt. Unter einer dicken Schicht Kerzenwachs hört er die verzerrte Nachricht einer Frau. "Wenn du das hörst, bin ich schon.... Verzeih mir, aber, ....liebe dich, aber bin nicht wie du, und.... Nein, nichts ist falsch, ....besser so, glaub mir, ....weit weg .... andere Welt.... gehe jetzt."
Womöglich die Reste einer Hippie - Theatergruppe, die hier einen Sommer lang ein Stück probte? Oder doch die Botschaft einer Frau an einen Sonderling, den sie verlässt?
Im Böhmerwald kehrt Büscher in verlassene Spelunken ein, bei denen er die Rolle spielte, die ihm auf dieser Reise sehr vertraut ist: "der ewig einzige Gast."
Mit diesem Blick, der die Position eines neutralen Betrachters einnimmt, das Gesehene wie unter einem Mikroskop aufspießt und genau analysiert und so das Skurrile und Fremdartige sichtbar macht, fasziniert Wolfgang Büscher seine Leser. Deutschland scheint schon ein reichlich fremdes Land zu sein.
© Manuela Haselberger