Historischer Roman mit einem interessanten Gegenwartsteil.
Damit hat Emily nicht gerechnet: als sie nach dem Tod ihrer Eltern nach Jamaika reist, um ihren Ehemann zu finden, trifft sie nicht nur auf ihn, sondern auch auf seine Geliebte - eine entflohene Sklavin! Für eine Londoner Dame um 1830 beweist Emily in Folge Großmut und Offenheit. Statt Nancy der REgierung zu melden und über die sexuellen Ausschweifungen ihrer ansich sehr biederen Ehemnns zu lamentieren, freundet sie sich mit Nancy an und ist erleichtert, dass sie damit von ihren ehelichen Pflichten befreit ist. Mit ebensolcher Offenheit lernt sie Jamaika in all seinen Facetten kennen und sieht sich sogleich mit einem der größten heiklen Themen der damaligen Zeit konfrontiert: den Sklaven. Sie als Europäerin lehnt die Sklaverei ab, und auch ihr Mann, ein Baptistenpfarrer, verurteilt sie. Doch Jeremiah muss sich mit der Regierung arrangieren und kann deshalb nicht offen dagegen vorgehen. Letztendlich sind es die Sklaven selbst, die sich dagegen auflehnen. Es kommt zu einem - historisch belegten - Sklavenaufstand, in den Emily unweigerlich verwickelt wird. Ihr zur Seite steht (mehr oder weniger) Christopher Hindley, der Sohn eines Plantagenbesitzers, der im stetigen Konflikt mit seinem Vater ist und sich in Emily verliebt hat....Wer neben fundiert recherchierten historischen Tatsachen noch etwas für`s Herz braucht, dem sei dieser Roman empfohlen, denn es gibt noch eine nette, sehr befriedigende Liebesgeschichte. Das heißt: eigetlich gibt es gleich drei Liebesgeschichten. Wobei die von Emily und Christopher sicher den größten Raum einnimmt und jene zwoschen Jeremiah und Nancy den geringsten.Darüber hinaus verlieben sich noch Mareike und der jamaikanische Musiker David - dies aber im 21. Jahrhundert, denn dieser Roman beinhaltet auch einen Teil, der in der Gegenwart spielt. Mareike will für die Uni über den Sklavenaufstand recherchieren. David kreuzt ihren Weg und unterstützt sie tatkräftig. Da flattern die Schmetterlinge, und die Sternchen leuchten heller als sonst....Doch alles ist auch hier nicht so einfach, wie es scheint. Erstens beobachtet Maike, wie Davod einer älteren Frau scheinbar schöne Augen macht. Zweitens warnt sie eine Freundin vor jamaikanischen Männern, die nicht selten eine ausländische Touristen aufreißen, ihr sexuell zur Verfügung stehen, dafür aber auch finanzielle Gegenleistung erwarten. Ist Davd etwa auch "so einer"?Tereza Vanek, selbst Historikerin, versteht sich darauf, glaubwürdige historische Frauenpersönlichkeiten zu entwickeln, die tatkräftig die Handlung mitbestimmen, statt nur bestimmt zu werden. Auch hier hat ihre Emily daher sofort meine Sympathie gehabt. Sehr interessant waren - vom Faktengehalt her- der Gegenwartsteil und natürlich die historischen Rahmenumstände. Wieder ein sehr gelungener Roman der Autorin, aus dem man viel lernen kann und der dennoch unterhaltsam ist.