Vor wenigen Monaten haben sich Kriminaloberkommissar Andreas Auer und sein langjähriger Lebensgefährte, der Journalist Mikael Achard ein Chalet in dem waadtländischen Bergdorf Gryon gekauft. Man könnte glauben, dass hier die Welt noch in Ordnung ist. Doch die ländliche Idylle währt nicht lange. Die Pfarrerin findet einen Toten in ihrer Kirche - verstümmelt, erstochen und drapiert wie Jesus am Kreuz. Daneben ein Bibelspruch, der auf eine unrühmliche Vergangenheit hindeutet. Doch ist der Immobilienmakler Alain Gautier wirklich ein Opfer? Oder will sich hier jemand rächen? Da Andreas Auer vor Ort ist, wird er mit den Ermittlungen betraut und muss feststellen, dass Gautier nicht der einzige Tote bleiben wird und die Bewohner von Gryon mehr wissen, als sie zugeben. "Der Täter war männlich. Er hatte gelitten und wollte sich nun rächen. Er selbst fühlte sich nicht als Mörder, sondern als Gesandter Gottes. Er würde vermeintlich weiter töten."(S. 187) Die Dorfbewohnern müssen sich nun fragen, wer wird der nächste sein. Denn es scheint, dass die Ursache des Rachefeldzugs in der Vergangenheit liegt. Meine Meinung: Ich habe ja diese Reihe mit dem 3. Fall ("Blutadler") quasi von hinten begonnen und war deshalb neugierig, was sich hinter dortigen den Andeutungen zur Person Andreas Auer versteckt. Auer ist ein interessanter Charakter. Er raucht teure Zigarren, trägt Markenkleidung und erscheint an manchen Stellen ein wenig überheblich. Gleichzeitig wird er von Albträumen heimgesucht, die er nicht einordnen kann. Die Ermittlungen erweisen sich als komplex, denn die Bewohner des 1.300-Seelen-Dorfes zeichnen sich durch eisernes Schweigen aus. Allerdings haben sie nicht mit Auers Hartnäckigkeit gerechnet, der auch zu unkonventionellen Ermittlungsmethoden greift, die letztlich in seiner Suspendierung münden. Für uns Leser ist der Aufbau dieses Krimis, der an der Schwelle zum Thriller steht, sehr interessant. Wir dürfen in den Kopf des Täters blicken, der immer nur als"Der Mann, der kein Mörder ist"bezeichnet wird. Wir erfahren einiges aus dessen Vergangenheit und müssen feststellen, dass er von Ereignissen in seiner Kindheit schwer traumatisiert ist. Seinen Rachefeldzug kann man dennoch nicht gut heißen. Allerdings enthüllt sich dessen Identität auch für die Leser erst sehr spät. Die Story fesselt bis zum Schluss. Mit dem überraschenden Ende müssen sowohl Auer als auch die Pfarrerin nun weiterleben. Fazit: Ein gelungener Reihenauftakt, dem ich gerne 5 Sterne gebe.