Endlich habe ich mir diesen Klassiker ebenfalls zu Gemüte geführt. Er gilt ja als der berühmteste Zukunftsroman aller Zeiten. Ich mochte in der Schule schon Dystopien, als wir "A brave new world" gelesen haben im Englischunterricht zum Beispiel.In 1984 geht es um den 39-jährigen Winston, der als Stellvertreter seiner Zeit gilt und darstellt, zu was unsere Welt geworden ist. Er untersteht einer 24/7 - Überwachung, denn "Big Brother" is always watching you. Unsere Welt, wie wir sie heute kennen, ist völlig aus den Fugen geraten. Die Technik kontrolliert und überwacht die Menschen nonstop, damit niemand etwas macht, was der Partei nicht gefällt. Alles hat Regeln. Liebesbeziehungen sind nicht erlaubt, außer man ist verheiratet. Die Wahrheit ist nicht erlaubt - alles, was in der Vergangenheit passierte, wird konsequent umgeschrieben, sodass es nur noch die Gegenwart gibt. Menschliche Beziehungen finden nicht mehr statt, Kinder kontrollieren ihre Eltern und verpetzen sie an die Partei, wenn sie nicht ihren Willen bekommen, Lebensmittel sind Mangelware und alltägliche Dinge wie Rasierklingen gibt es keine mehr. All das und noch mehr wird durch den Televisor kontrolliert, der immer im Zimmer der Menschen an ist und alles sieht, was sie machen. Ausschalten ist nicht erlaubt. Es gibt festgesetzte Schlaf- und Sportzeiten. Wenn der Televisor es befiehlt, muss aufgestanden und Sport gemacht werden. Die Sprache wurde komplett erneuert und vereinfacht. Wörter wurden zu einem einzigen zusammengefasst, damit es keine Synonyme mehr gibt. Der Mensch soll am besten gar nicht mehr selbst denken und dies dem "Großen Bruder" überlassen. Winston lernt die jüngere Julia in der Kantine kennen. Sie steckt ihm einen Zettel zu und die beiden verabreden sich an einem Ort, der abseits ist, von dem sie denken, dass es dort keine Kameras gibt. Die beiden treffen sich ein paar Mal und schlafen miteinander, was logischerweise verboten ist. Nach ein paar Treffen werden sie gefangen genommen, da Big Brother sie natürlich doch beobachtet hat. Winston wird unter Folter gestellt, solange bis er wirklich glaubt, dass die hochgezeigten vier Finger fünf sein sollen. Es nur zu sagen reicht nicht, ihm werden so lange Schmerzen zugefügt, bis er es wirklich glaubt. Er ist körperlich so schlecht dran, dass er das Fünkchen Menschlichkeit, das er eventuell durch die Beziehung zu Julia erlangt hat, komplett verliert. Bei der letzten großen Folter verrät er sie. Am Ende begegnen sie sich zufällig wieder. Beide sehen nicht mehr wie vorher aus, da die Folter ihre Körper zerstört hat. Und sie haben tatsächlich kein Interesse mehr aneinander. Der Große Bruder hat was er wollte. Ich finde es dermaßen heftig, dass so viele Begebenheiten mich an die heutige Zeit erinnern. Angefangen bei der Technik, die uns heute tatsächlich zu überrollen versucht, die KI und all die Apps, die uns Menschen das Denken (und bald auch das Handeln) wegnehmen - über die ständige Überwachung (EchoDots, Siri,...) bis hin zu den Kindern, die den Eltern auf der Nase herumturnen, weil sie oft nur noch antiautoritär erzogen werden und keinerlei Respekt mehr kennen. Es gibt kaum mehr Lebensmittel, was zwar noch nicht der Fall ist, aber wir nehmen aktuell so viel von der Umwelt weg, dass es irgendwann sicher einen Tag geben wird, an dem nichts mehr da ist. Politisch gibt es auch nur noch eine Richtung, die man wählen darf in der heutigen Zeit. Wer nicht die Linken wählt, wird schnell als Nazi abgestempelt. Die Meinung darf schon lange nicht mehr ausgesprochen werden. (Und nein, ich wähle keine AFD)...Das muss man ja immer dazusagen. In unserer Sprache werden leider ebenfalls immer mehr Wörter verlernt - mein liebstes Beispiel: "Ich habe ein Kater", statt "Ich habe einen Kater". Wo soll das noch hinführen?Erschreckend, was dieser Roman so alles aus der heutigen Zeit widerspiegelt, wo er doch 1948 geschrieben wurde... Lest das Buch, es gibt sehr zu denken!