William Wisting erhält kurz vor Weihnachten eine Anfrage über eine vermisste Person. Die Australierin Michelle Norris unterhält eine Webside, auf der sie und andere User:innen den Mord an Michelles Freundin Ruby Thompson, der im Frühjahr in Spanien verübt wurde, besprechen und gemeinsam versuchen, letztendlich den Mörder zu finden. Eine Userin mit Nickname Astria, die angab, Norwegerin zu sein, hatte sich, nach einer Ankündigung, etwas Interessantes gefunden zu haben, seit über einer Woche nicht mehr gemeldet. Wisting nimmt die Anfrage durchaus ernst, kann aber zunächst nur mitteilen, dass es zu den relativ wenigen Personenangaben keine Unfall- oder ähnliche Nachricht gäbe. Dann wird eine Frauenleiche gefunden.
Die Geschichte wird auf interessante Weise erzählt, es gibt verschiedene Perspektiven, neben Wistings und der seiner Kollegin Maren Dokken, drei weitere, die jeweils mit Usernamen aus dem Forum betitelt werden. Diese stellen, neben den offiziellen, ihre eigenen Ermittlungen an. Eine davon ist Michelle, eine weitere ist Wistings Tochter, die Journalistin Line, die über ihren Vater auf das Forum aufmerksam wurde, die dritte die Spanierin Celia, die bei einer Securityfirma arbeitet, aber ihre Zukunft als Polizeiermitlerin sieht. Michelle und Celia machen sich auf den Weg nach Palamós, wo der Mord an Ruby geschah. Auch Wisting und Maren Dokken führen ihre Ermittlungen dorthin, während auch in Norwegen weiter ermittelt wird.
Ich habe schon einige Romane der Reihe um William Wisting gelesen, alle haben mir sehr gut gefallen, einschließlich diesem. Neben den Ermittlungen haben wir auch teil an seinem Privatleben, das allerdings relativ unspektakulär ist, was es aber gerade so angenehm macht. Er ist verwitwet, Tochter und Enkelin wohnen nebenan, und in diesem Roman verliebt er sich auch ein bisschen. Seine Ermittlungen führt er kompetent, unaufgeregt und mit der nötigen Empathie. Mit seinen Kolleg:innen hat er ein gutes Verhältnis, fördert sie, wenn er kann, wie hier Maren. Insgesamt macht ihn das sehr sympathisch, weswegen ich ihn als Reihenprotagonisten auch sehr schätze.
Die Fälle sind immer interessant und werden nachvollziehbar gelöst. In diesem Band ist am Ende nicht nur das Verschwinden Astrias sondern auch der Mord an Ruby gelöst. Der Roman ist, wie gehabt, nicht nervenzerfetzend spannend, hat aber doch seine ganz eigene Spannung, man will einfach wissen, wer hinter dem Mord an Ruby beziehungsweise dem Schicksal Astrias steckt, auch die Frage nach dem, was Astria Interessantes entdeckt hat, bleibt lange offen.
Die Romane um William Wisting sind alle lesenswert, sie punkten mit einem sympathischen, kompetenten Ermittler und interessanten Fällen, die alle nachvollziehbar gelöst werden. Wer gerne gute Kriminalromane liest, die auch etwas Platz für das Privatleben der Ermittler lassen, ist hier genau richtig.