Immortality: Eine Liebesgeschichte startet mitten in den unruhigen Zeiten der Französischen Revolution und ich wohne direkt einem Gang zu einer Hinrichtung bei. Diese ist allerdings nur der Nebenschauplatz, denn vordergründig wird die damalige Stimmung eingefangen sowie ein kleiner Blick in die wissenschaftliche Forschung des Delinquenten gewährt.
Im ersten Kapitel begegne ich dann endlich wieder Hazel. Relevante Detail, wie Hazel zu ihrer Berufung als Chirurgin kam oder was sich grob in Anatomy: Eine Liebesgeschichte ereignet hat, werden noch einmal aufgefrischt. Dies geschieht fast ohne großartige Spoiler, sodass auch Lesende ohne Vorkenntnisse Immortality: Eine Liebesgeschichte lesen können.
Der Schreibstil ist einladend und bildlich. Zudem ist es spannungsvoll und locker geschrieben. Bei so mancher beschriebenen medizinischen Behandlung sollte nichts Essbares in der Nähe liegen, da die Szenerie detailreich ausgeschmückt und erläutert wird.
Interessant finde ich die optisch unterschiedlich gestalteten Seiten zu Hazels Notizen zu einer Abhandlung über die moderne Medizin, Zeitungsausschnitten und Briefen. Dies verstärkt den Wechsel der Erzählperspektive und ist eine schöne Ergänzung zu den Ereignissen rund um Hazel.
Leider kommt nach meiner anfänglichen Euphorie schnell ein Knick in der Spannungskurve. Dies wird besonders stark durch den Klappentext von Immortality: Eine Liebesgeschichte gefördert, da er einfach zu viel von den zukünftigen Geschehnissen verrät. Dadurch verlieren so manche Wendungen ihre Überraschungseffekte und es wird vorhersehbar. Zudem schleichen sich ständig Logiklöcher und künstlich erzeugte Spannungsbögen ein, welche Immortality: Eine Liebesgeschichte leider langatmig machen.
Es kommt immer wieder das Gefühl in mir auf, dass es in der Handlung nicht vorangeht und ständig der Bezug zum ersten Band genommen wird.
Was mich aber besonders ärgert, ist, dass der historische Kontext so unrealistisch dargestellt wird. Hier hat Dana Schwartz sich unglaublich viel so zurechtgebogen, wie es ihr für ihre Geschichte dienlich schien.
So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass die Geschichte im Verlauf immer abstruser wird und das Liebesglück von Hazel und einem anderen Pärchen stark in den Vordergrund gerückt wird, dass ganz viel des Charmes des Vorgängerbuches verloren geht.
Bei all der Kritik möchte ich aber positiv hervorheben, dass ich die Darstellung des Lebens am englischen Königshof durchaus lesenswert und interessant empfinde. Der Blick hinter die dicken Mauern offenbart, wie groß der goldene Käfig in Wirklichkeit sein kann.
Immortality: Eine Liebesgeschichte driftet immer weiter in die Fantasy Schiene ab und dies nicht mal elegant. Es wirkt alles irgendwann nur noch schrecklich konstruiert und farblos. Das Finale kommt recht vorhersehbar daher und auch die Auflösung empfinde ich als unbefriedigend. Nicht alle Handlungsfäden werden aufgeklärt. Durch das Stilmittel der Vorausschau hat Dana Schwartz den Überraschungseffekt ausgehebelt und somit auch die letzte Chance, mich zu begeistern vertan. Der von mir so begeistert aufgenommene Genre-Mix aus Band 1 bleibt in Immortality: Eine Liebesgeschichte auf der Strecke. Schade.
Fazit:
Starker Auftakt, enttäuschender Verlauf. Die vielversprechende Fortsetzung verkümmert zu einer gewollten und fantasylastigen Romanze. Leider nicht das, was ich mir erhofft habe.