Nachdem mich vor einigen Jahren Iron Widow von Xiran Jay Zhao so positiv überrascht hat und es vom Fleck weg ein Lieblingsbuch geworden ist, habe ich einen Reread von Teil 1 gemacht um perfekt vorbereitet in den zweiten Teil Iron Widow Seele in Ketten, übersetzt von Michaela Link, zu starten. Ich dachte nicht, dass der zweite Teil noch einen draufsetzen kann. Spoiler: Kann er! Teil 2 ist überraschend, grandios, spannend und trotz seines Umfangs kurzweilig.
Zhao hat mich schon damit überrascht, dass die Handlung so ganz anders fortgeführt wird, als ich erwartet hatte sowas mag ich nicht immer gleich gerne, hier war ich begeistert. Es wäre ja zu einfach gewesen, wäre Zetian nun allein Kaiserin gewesen. Mit Qin Zheng an ihrer Seite macht es umso mehr Spaß. Wann gibt es schon mal einen Kaiser, der Fan des Sozialismus ist, inklusive Arbeiterfäuste und eat the rich? Es handelt sich zwar um eine fiktive Welt, aber trotzdem lassen sich die Wirkweisen, die gesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen, die Ungleichheit in der Bevölkerung, die Ungerechtigkeiten und vieles mehr auf unsere Lebensrealitäten übertragen. Erneut ein Beweis, dass lesen sowas von politisch ist.
Qin Zheng ist der Mann, der sich vor 200 Jahren eingefroren hat und nun in einer Welt aufwacht, die er gar nicht mehr vollends versteht. Nichtsdestotrotz tritt er auf wie ein Kaiser, fordert und macht Zetian das Leben schwer. Er ist kein sympathischer Protagonist, aber so unglaublich faszinierend und von Zhao richtig gut dargestellt.
Zetian selbst hat eine tolle Entwicklung durchgemacht, auch wenn sie immer noch sehr impulsiv und vor allem seeehr wütend ist. Sie merkt zum Beispiel recht schnell, dass sie nicht die Bildung genossen hat, die eine Kaiserin bräuchte. Viele Begrifflichkeiten sind ihr fremd, ebenso die Dynamiken in einer Bevölkerung wie der ihrigen. Deshalb lässt sie sich widerwillig auf Qin Zheng ein, damit er ihr das Wissen vermittelt, das sie braucht. Denn mit großer Macht kommt einfach große Verantwortung. Sie kann in ihrer Position etwas ändern, die Situation für Frauen in ihrem Land verbessern. Doch es ist gar nicht so einfach, das Leben aller Frauen zu verbessern.
Hinzu kommt, dass fast jede Person ihr eigenes Süppchen kocht und selbst die, die ich als berechenbar eingeschätzt hatte, es nicht sind. Die Geschichte hat mich auf ganzer Linie überrascht, mitgerissen und begeistert. Band 1 mochte ich schon unglaublich gerne, Band 2 ist grandios. Unbedingt lesen!