Yrsa hat es geschafft: Sie darf mit Gunnar und seinen Männer mit ins Frankenland segeln und als Kriegerin an ihrer Seite auf Raubzug gehen. Über der Fahrt liegt immer noch der Schatten des Verrats, der im letzten Jahr die Unternehmung der Männer zum Scheitern brachte. Die Verräterin war eine Frau. Das macht Yrsas Stand unter den Männern nicht leichter. Und auch diesmal stehen die Sterne nicht günstig bzw. die alte Seherin Frida warnt Yrsa, ihren Geliebten Avidh vor den bösen Geistern zu bewahren.
Ähnlich zäh wie die Fahrt der Wikinger wegen mangelnden Windes gestaltete sich für mich der Einstieg in die Lektüre, ging es doch immer wieder und mehr ausführlich um die Beziehungsproblematik zwischen Yrsa und Avidh auf einer Fahrt mit lauter Kriegern auf Beutezug. Mir fehlte die aus dem ersten Teil so geschätzte Darstellung der Lebensart der Menschen damals. Noch Anklänge daran fanden sich in der Bemühung der Beseeltheit der Natur von Geistern, Elfen und Trollen, die aktiv in das Geschehen der Menschen eingreifen und die die Menschen bemüht sind, für ihr Schiksal gewogen zu stimmen, so z. B. mit Hilfe der Seherin Idun oder mit Hilfe des Steins des Eistrolles, den Avidh immer wieder bemüht, wenn er seine Fassung bewahren muss.
Als es dann zum Überfall auf Dorestad kommt und natürlich so einiges schief läuft, nimmt die Handlung deutlich an Fahrt auf, und dann ist es auch wieder sehr spannend zu lesen, insbesondere wie man sich das Leben auf einer fränkischen Festung vorzustellen hat.
Mir hat der erste Teil durchgängig besser gefallen, weil man in ihm so vieles über das Leben der Völker aus dem Norden, aus denen die Wikinger stammen, erfährt und es so plastisch in die Geschichte von Yrsa eingewoben ist. Der zweite Teil hat für mich einige Längen, da ich die Beziehung zwischen Yrsa und Avidh nicht so spannend finde. Aber als historischer Roman ist er nach einem eher gemächlichen Anfang ganz spannend zu lesen, auch wenn man den ersten Teil nicht kennt.