Lesenswertes Buch über die Glasbläserfamilie Volpato
1895 ist es auf Murano streng verboten, dass Frauen den Beruf des Glasblasens ausüben dürfen. Deshalb ist es um so gefährlicher, dass jemand hinter das Geheimnis des Familienbetriebes der Volpatos kommt. In Wahrheit ist nämlich Flavia Volpato das Wunderkind des Betriebes. Sie fertigt all das wunderbare cristallo an und nicht wie alle denken, ihr Zwillingsbruder Jaco.Zudem macht sich die Familie immer noch sorgen, dass ihnen die Salondame Sibilla Veridiani gefährlich werden könnte, nachdem diese noch eine Rechnung mit den Volpatos offen hat. Und dann taucht auch noch der Adlige John Pomeroy bei ihnen auf und beauftragt die Vetreria für ihn zu arbeiten. Die Gefahr wird immer greifbarer und die Situation, die sich zwischen Flavia und John entwickelt, macht die Sache nicht einfacher. Gute Recherche und viel Herzblut spürbar Jessica Amankona lässt die Leser nach Murano zurückkehren. Nachdem im ersten Teil Orietta Volpato im Mittelpunkt stand, dreht sich dieser Teil um ihre jüngere Schwester Flavia. Da diese grundverschieden sind, liegt hier der Schwerpunkt des Geschehens viel anders. Man könnte "Das Geheimnis von Murano" auch leicht ohne Vorkenntnis des ersten Teils lesen, denn alle für die Handlung relevanten früheren Ereignisse werden kurz erklärt.Man erkennt das große Engagement, das die Autorin in dieses Buch spürbar einfließen lässt. Sie erklärt die Abläufe des Glasblasens ausführlich und zeigt so dem Leser, dass sie dieses Thema gründlich recherchiert hat. Auch das Thema wie die Stellung der Frau 1895 war, erhält genügend Raum im Romanverlauf. Die örtliche Begebenheiten werden detailreich und sehr bildhaft beschrieben. Lebendige Charaktere Es gelingt Jessica Amankona sehr gut, die Mentalität der Bewohner von Murano zu beschreiben. All ihre Protagonisten wirken authentisch. Während Flavia ein ungestümes und rebellisches Wesen ist, das aber dennoch sympathisch wirkt, weiß man lange nicht wie der englische Adlige John Pomeroy einzuschätzen ist. Ihm ist ein ganz besonderer Witz und Charme zueigen. Das schafft vor allem im Umgang mit Flavia für unterhaltsame Szenen. Dennoch lauert der Leser immer auf die große Enthüllung seiner wahren Absichten. Machtkämpfe und Geheimnisse Diesmal habe ich etwas länger gebraucht, um ins Buch zu kommen als beim ersten Teil. Aber mit zunehmendem Lesefortschritt konnte mich die Spannung doch einfangen und ans Buch fesseln. Vor allem gegen Ende konnte ich es kaum zur Seite legen, um zu erfahren, wie sich all die Geheimnisse und aufgebauten Machtkämpfe lösen werden.Der Schreibstil der Autorin ist ausführlich und sehr angenehm zu lesen.Optisch ist das Buch ein wahrer Blickfang und hat aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Cover des Vorgängers einen hohen Wiedererkennungswert. Fazit: Ich habe das Buch minimal schwächer empfunden als den ersten Teil. Dies mag an den Startschwierigkeiten liegen, die ich hatte, um ins Buch zu finden. Das Ende ist tragisch und schön zugleich. Und der Paukenschlag im letzten Satz verspricht großes Potential für den dritten Teil, der leider noch etwas auf sich warten lässt.