Ob es gewollt ist oder nicht, gerade zu Beginn erinnert der Thriller von Cai Martin nicht nur am Rande an Frank Schätzings "Der Schwarm".Wenn da im hohen Norden Norwegens, wo sich die Bevölkerungsdichte gering, die Natur grimmig und weit und das Leben eher ruhig und überschaubar darstellt. Doch wenn ein Junge als Mutprobe seinen Freunden auffordert, wer es am längsten im (eis-) kalten Wasser aushält, diese gewinnt, dann aber aus vielen Wunden, Hautrissen blutend aus dem Wasser kommt. Und wenn dies eine längere Zeit später auch einem Helfer für Tiefentaucher geschieht, dann hat das erst einmal die gleiche Schlagrichtung, wie jener Schwarm, der ominöse Probleme im Wasser auslöst. Verstärkt durch Eric, den Mann, der sich unter Wasser am wohlsten fühlt, dann aber in eine Strudel-Gefahrensituation gerät, die ihn fast das Leben kostet und ihn eine Beobachtung von Wesen machen lässt, die schlichtweg da nicht hingehören, dann ist dieser erste Ton im Thriller gesetzt. Was im Übrigen auch in der zu Schätzings Stil ähnlichen, breiten, man kann in manchen Bereichen sagen, auch langatmigen und sehr detaillierten Erzählweise liegt. Doch auf der anderen Seite ist dieser Thriller von Beginn an erweitert durch dunkle Vorgänge in politischen und wirtschaftlichen Kreisen, bietet aber auch hier ein eher bekanntes Motiv einer undurchschaubaren und nicht unbedingt legal operierenden Firma mit an, bei der Leser und Leserinnen von Beginn an nicht im Unklaren gelassen werden, dass da einiges hinter den Kulissen stattfindet. Dass all dies in höchste politische Kreise mitführen wird, das ein Würdenträger sich das Leben nehmen wird und das jene, die um seine Nachfolge ringen, noch ganz andere Interessen verfolgen, das alles birgt den vielfachen Stoff, den Martin Schritt für Schritt langsam vor den Augen entrollt. Kriminaloberrat Simen Sundby, der zunächst die Fälle der merkwürdig verletzten Menschen vor der Küste untersucht, kommt dabei etwas fade und blutleer zunächst in das Geschehen, erhält aber durch jenen Apnoe Taucher Eric und einen weiteren engagierten Mann genügend "Sidekicks", um das Ermittlerteam vielfältig und ins ich stimmig zu besetzen. Etwas weit hergeholt erscheint, dass ein Unternehmen, dass sich ursprünglich auf Leuchtmasse für Uhren und andere Geräte spezialisiert hatte, nun in solche Regionen hochtechnischer und wirtschaftlicher Verflechtungen verdeckt breit macht, aber das vergisst man im Lauf der Lektüre schnell. Dass aber erst einmal über 100 Seiten hinter sich gebracht werden und dabei der rote Faden gesucht werden muss, auch an den verschiedenen Orten der Ereignisse und der nicht wenigen beteiligten Personen, dass zieht sich schon länger hin. Die Spannung und ein gewisses Mitfiebern entwickelt sich erst ab der Mitte des Buches dann zum Ende hin sich steigernd. Und wenn dann auch noch die militärische Seite "mit Macht" ins Geschehen eingebunden wird, dann ist und bleibt es nicht einfach, den detaillierten, aber teils auch zähen Einzelheiten und den sich immer wieder verzweigenden Handlungssträngen konzentriert zu folgen. Wobei sich inmitten der Interessen und der Strategien im Lauf der Ermittlungen das "mystische" dann auch ins "weltliche" auflösen wird. Durchaus interessante Szenen und ein ökologischer Hintergrund auf der Vorderseite der nach Gewinn und Macht strebenden Interessen sind am Ende aber keine schlechte Vermengung für eine teils spannende, teils empörende Machtstrategie, die die Lektüre durchaus lohnen. In der sich Cai Martin bei seinem Debüt zu viel auf einmal vorgenommen hat und die Konzentration auf das Eigentliche des Falles damit erschwert.