In einer Welt, die alle Farben und jegliche Wärme verloren hat, sind Drachen mit ihrem übermächtigen Feuer die einzige Hoffnung auf das Ende des Winters. Doch was, wenn dieses Feuer nur durch Gesang hervor gelockt werden kann? Das Talent, welches für diese sonderbare Symbiose nötig ist, ist selten. Gylda Endurian, bekannt unter dem Decknamen ihrer Ziehfamilie Nuviree, besitzt jene Gabe und wird aufgrund dessen erbarmungslos verfolgt. Eines Tages fällt der Schwindel auf, und sie wird nach Turbitha ins Schloss des Winterkönigs verschleppt, wo sie als Hauptattraktion für seine Veranstaltungen eingesetzt wird. Bis er sie schließlich versteigert und die Feuerzunge ihre Macht im Kampf um die Rückkehr des Sommers einsetzen muss.
Die New-Adult-Romantasy Wings of Ash Schlafende Drachen von Jana Schikorra bildet den Auftakt zu einer packenden Reihe, die Fae, magische Gaben und Drachen in sich vereint. Der erste Band erscheint am 15. September im MoonNotes-Verlag, die Veröffentlichung der Fortsetzung Flammen der Verrat ist für Mai nächsten Jahres angesetzt. Auf rund 450 Seiten behandelt die Autorin Themen wie Verlust, Rache und tiefgehende emotionale Beziehungen sowohl zwischen Mensch und Fae, als auch zwischen Mensch und Tier. Dabei wird allerdings verzichtet sie allerdings trotz einiger explizit beschriebenen Gewaltszenen auf eine Triggerwarnung verzichtet.
Die Heldin der Geschichte hat alles verloren. Nicht nur ihre Eltern und Ziehfamilie, sondern auch ihre Freiheit. Als der grauenvolle Winterkönig ihr Versteckspiel aufdeckt und sie gefangen nimmt, hat sie sich mit ihrem tragischen Ende bereits abgefunden. Doch es kommt ganz anders. Der mysteriöse Fae Neven Artemius ersteigert sie und bringt sie weit fort nur um ihr seinen eigentlichen Plan zu offenbaren: den König zu stürzen und den Winter ein für alle Mal aus Nascania zu verbannen. Allerdings wird dazu weit mehr nötig sein, als nur die Hilfe des kleinwüchsigen Drachens Theo, den der Winterkönig Neven zusammen mit Gylda überlassen hat. Schon bald begeben die beiden sich in ein halsbrecherisches Abenteuer und kommen sich dabei auch auf persönlicher Ebene näher.
Jana Schikorra kombiniert in ihrem Werk bekannte Fantasy-Aspekte, wie zum Beispiel die besondere Schönheit und geschärften Sinne des Fae-Volkes, mit neuen, innovativen Elementen und weiß so sowohl Neueinsteiger des Genres als auch Langzeitleser zu verzaubern.
Die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren baut sich in einem realistischen Tempo auf, ohne dabei den Trope Enemies to lovers aus den Augen zu verlieren. Der Spice-Level bewegt sich zwischen 3 und 4 Chilischoten auf dem Valkyreader Guide: Es gibt zwei explizit beschriebene Szenen, jedoch keine starke Einbindung von kinks.
Die Autorin beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Perspektive der beiden Protagonisten, sondern überrascht darüber hinaus mit Einblicken aus den Erlebnissen des Winterkönigs sowie einigen Rückblicken, die Aufschluss über Nebencharaktere geben und den Weg für eine Fortsetzung ebnen. Auch die Beweggründe der einzelnen Charaktere werden ausführlich beleuchtet, sodass es nicht schwerfällt, sich in die Hauptcharaktere hineinzuversetzen. Erwähnenswert ist, das hier tatsächlich Gylda im Zentrum steht. Ganz gemäß dem Trope strong female main character trifft sie die Mehrzahl der Entscheidungen und treibt die Handlung vorwärts.
Besonders positiv ist mir die bereits angedeutete Beziehung zwischen Drache und Heldin aufgefallen. Diese bildet in diesem Buch einen zentralen Faktor, der auf gelungene Art und Weise immer wieder aufgegriffen wird so ist die Kommunikation per Telepathie zwar möglich, um mehr über die Gedanken und Lebensweise der majestätischen Geschöpfe zu erfahren, beschränkt sich jedoch auf ein einziges Tier.
Ein Kritikpunkt ist sicherlich das fehlende Gefühl der Gefahr: Zwar trifft die Heldin mit ihrer Gruppe immer wieder auf Komplikationen auf ihrer Reise und muss auch Verluste verzeichnen, jedoch verläuft die Mission alles in allem vielleicht eine Spur zu glatt, weil Konflikte stets schnell gelöst werden. Diese könnte jedoch auch dem Umstand geschuldet sein, dass die Autorin ein spektakuläres Finale für die Fortsetzung plant.
Mit Schlafende Drachen liefert Jana Schikorra den Start in ein fantastisches Abenteuer, welches auch Leser überzeugen sollte, die mehr an Fantasy als Romance interessiert sind und die den Fokus der Handlung eher auf die magischen Wesen legen. Und rundes Werk, dem es an nichts fehlt und das mit einem Cliffhanger ganz deutlich zeigt, dass ein zweiter Band nicht nur im Rahmen des Möglichen liegt, sondern fest geplant ist.