Dunkel, elektrisierend und so beklemmend echt dieser zweite Band hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Die Atmosphäre der alten Universitätsmauern, durchzogen von Geheimnissen, Flüstern und dem Knistern verbotener Wahrheit, ließ mich kaum atmen. Zwischen Anatomiesaal und nächtlichen Ritualen entfaltet sich ein Spiel, das so gefährlich wie faszinierend ist.
Quinn ist keine Heldin im klassischen Sinne, sondern eine junge Frau, die sich ihren Dämonen stellt innerlich wie äußerlich. Ihr Sarkasmus ist ihr Schild, ihr Schmerz der Antrieb. Während sie immer tiefer in das Netz aus Lügen, Macht und medizinischer Moral gerät, verschwimmen Grenzen zwischen Wahrheit und Wahn, zwischen Vertrauen und Verrat.
Besonders beeindruckend ist, wie Nina Scheweling medizinische Präzision mit emotionaler Intensität verwebt. Jeder Satz sitzt, jede Wendung trifft. Der Gedanke, dass Wissen Leben retten, aber auch zerstören kann, hallte lange in mir nach.
Und mitten in all dem Chaos ein Hauch von Zuneigung, leise, vorsichtig ein Slow Burn, der unter die Haut geht, ohne je kitschig zu werden.
Als die letzte Seite fiel, blieb dieses Gefühl: Erschöpfung, Faszination und das dringende Bedürfnis, wieder in diese düstere Welt zurückzukehren. Ein Finale, das Gänsehaut hinterlässt und noch lange nachklingt intensiv, klug und aufwühlend.