Ein Haus, das schweigt. Zwei Schwestern, die sich die Welt vom Leib halten. Und eine Erzählerin, die dich hineinzieht in ein Netz aus Isolation, familiärer Spannung und subtiler Bedrohung.Merricat lebt mit ihrer Schwester Constance und ihrem Onkel im ehemaligen Anwesen der Familie Blackwood. Der Rest der Familie ist unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Entsprechend feindselig ist die Dorfgemeinschaft, denn an den ganzen Gerüchten um dieses Haus muss doch etwas dran sein? Die junge Merricat hat daher nur ihre Schwester - und ihre eigene Gedankenwelt. Sie denkt in Zaubersprüchen, vergräbt Dinge im Garten, schützt ihre Welt mit Ritualen und hält so eine fragile Balance aufrecht. Doch dann taucht ein Verwandter auf: ein Besuch, der alles ins Wanken bringt. Während ich diese Zeilen schreibe, bekomme ich schon wieder große Lust, dieses Buch zu lesen. Ich bin keine Leserin von Schauerliteratur (noch nicht?), aber dieses Buch, wie habe ich es geliebt. Alles wegen Merricat. Ihre Erzählstimme ist oft kindlich naiv, verletzlich und wild, aber auch abgründig, dunkel. Was ist Wahrheit, was Wahn? Shirley Jackson erzählt ihre Protagonistin mit so viel psychologischer Raffinesse und düsterer Eleganz, dass mir die ambivalenten Gefühle beim Lesen auch lange nach der Lektüre noch sehr gegenwärtig sind. "We have always lived in the Castle" ist das richtige Buch für alle, die keine Schockmomente mögen, sich aber gern ein bisschen seltsam fühlen. Perfekt für Herbstwetter, Kakao und leichte Unruhe.