In Florenz folgt nachts ein Unbekannter jungen Frauen auf dem Heimweg. Zuhause angekommen, ist jede einzelne Frau froh, dass nichts passiert ist und sie in Sicherheit ist. Bis sie am nächsten Morgen vor ihrer Haustüre Vermisstenplakate entdecken, mit aktuellen Fotos samt Adressen der Frauen versehen - gruselig. Giulia und Enzo sind alarmiert, und Luigi wird von ihnen alsbald aus seiner Bar in Sante Croce abgeholt.
Die drei setzen Puzzlesteine zusammen, machen Fortschritte und Rückschritte, bis Luigi einen flüchtigen Gedanken, der ihm seit Tagen im Kopf herum spukt, endlich fassen kann. Keine Sekunde zu früh, denn niemand weiss, wie weit der unbekannte Täter noch gehen wird.
Während Enzo und Luigi hervorragende Arbeit leisten, ist Giulia auf einmal gedanklich abwesend: die Geschichte vom Unfall ihrer Eltern beschäftigt sie bekanntermassen immer wieder, doch jetzt gibt es diesbezüglich plötzlich eine krasse Wendung. Bisher wurde von Giulias Familie dezent erzählt, doch nun, mit den neuen Entwicklungen, nimmt die Sache mehr Raum ein als bisher. Es ist gerade noch im akzeptablen Bereich, mehr hätte mich gestört, denn ich mag es nicht so, wenn ein normaler Kriminalfall von solchen Hintergrundgeschichten, von denen immer nur ein bisschen erzählt wird, unterbrochen wird. Deshalb bin ich gespannt, ob sich Band 4 dann nur darum oder noch um einen anderen Fall drehen wird. Ich hoffe auf Ersteres, damit Giulias Vergangenheit abgeschlossen wird - auch wenn es interessant ist -, damit man sich auf das jetzt und hier konzentrieren kann.
Der Fall um "Die kalte Rache" ist gut erzählt, vor allem die abendlichen Szenen sind bildhaft geschildert, so dass man mit den jungen Frauen mitfühlen kann und das nicht nur, weil wahrscheinlich jede Frau ähnliche Szenarien aus eigener Erfahrung kennt. Schmunzeln musste ich bei den Verfolgungsszenen im Ruderclub und bei Giulias temperamentvoller Störung eines geschäftlichen Mittagessen.
Die Figuren entwickeln sich von Band zu Band weiter. Hier, wie oben geschrieben, ist es vor allem Giulia. Enzo ist nach wie vor mein Lieblingscharakter in dieser Reihe. Beeindruckend, wie er zwischenmenschliche Schwingungen wahrnimmt und durch seine genaue innerliche Beobachtungsgabe Dinge wahrnimmt, die Sehende nicht bemerken.
Wie bereits im Vorgängerband beinhaltet der Krimi einige Rezepte, die Luigis Frau Carla kocht. Dieses Mal runden sie die jeweiligen Kapitel ab und werden sogar mit dazu passender Weinempfehlung aufgewertet.
Fazit: Ein gelungener Lesespass dank dem gewohnt tollen Schreibstil des Autors, verbunden mit einem interessanten Fall.
4 Sterne.