Als Avas Bruder Josh für sein Studium die Stadt verlässt, zieht ausgerechnet sein bester Freund Alex nebenan ein, um sich um das Haus zu kümmern und dabei Ava diskret im Auge zu behalten. Alex ist kalt, gefühllos und berechnend und für Ava ein einziges Mysterium - wie bei einem guten Rätsel, packt sie der Ehrgeiz, hinter die Fassade zu schauen und doch noch Gefühle aus ihm herauszukitzeln. Mit der Zeit lernt sie ihn so immer besser kennen und entwickelt dabei selbst Gefühle, die sie sich nie zu träumen wagte...
Den Schreibstil empfand ich als schön leicht und ich konnte ihm gut folgen. Gerade zu Beginn kam man gut in die Geschichte rein und es entstand ein guter Lesefluss.
Am Anfang mochte ich die Geschichte wirklich sehr. Ava und Alex haben eine unleugbare Anziehungskraft und es knistert ganz schön. Twisted Dreams bedient sich dabei zwar an Klischees und Tropes, die auch in ihrem Zusammenspiel für mich nichts Neues gebracht haben (z.B. Grumpy x Sunshine, Brothers Best Friend, Enemies to lovers, Rache, Familiendrama), aber dadurch hatte ich auch eine positive Wunschvorstellung, in welche Richtung sich die Story entwickelt. Eine Vorstellung, die viel zu schnell in ihre Einzelteile zerlegt wurde.
Es ging rapide bergab. Der rote Faden verlor sich schon früh und die verschiedenen Plots wirkten wie willkürlich reingeschmissen und aneinandergereiht.
Nach etwa einem Drittel der Geschichte wird durch die voranschreitende Annäherung zwischen Ava und Alex in vielen Szenen einfach sehr deutlich wie toxisch die Beziehung ist. Toxische Männlichkeit und Machtmissbrauch im Überfluss.
Er ist mit seinem Verhalten eine wandelnde Red Flag und das Paradebeispiel von toxischer Männlichkeit gepaart mit einem Frauenbild aus dem vorletzten Jahrhundert. Ava trägt die meiste Zeit eine rosarote Brille und handelt in vielen Situationen zu naiv und unbedarft. Die Beziehung entspricht dem kompletten Gegenteil einer wünschenswerten Partnerschaft und ist vielleicht deswegen für viele so interessant und spannend.
Auch der Spice hat mir durch diese Grundeinstellung der Charaktere überhaupt nicht gefallen und war an vielen Stellen zu viel, zu drüber.
Das letzte Drittel wurde wieder spannender und hat mir gut gefallen, hatte durch die Vorgeschichte jedoch einen bitteren Beigeschmack. Die Wendungen waren für mich unglaubwürdig und unpassend, weil sie aus dem Nichts heraus entstanden sind.
Der Showdown ist eine große Aneinanderreihung von Klischees, was nicht unbedingt negativ gemeint ist, für mich jedoch auch keinen Mehrwert darstellte. Er war oft einfach nur unnötig brutal. Die Beziehung ist eine einzige Red Flag, total unangebracht und so ein toxisches Verhalten sollte einfach nicht romantisiert werden. Ich kann diese Liebesgeschichte in keiner Weise schönreden.
Kurz hatte Ava einen hellen Moment, in dem sie mal nicht naiv war, doch dann hat das toxische Stalkerverhalten von Alex getarnt als Liebesbeweis ihren Verstand wieder vollkommen benebelt und die starke Charakterentwicklung war dahin.
Alex hat sich durch sein fragwürdiges Verhalten durchgehend unsympathisch gemacht.
Ein Buchhype bedeutet nicht, dass ein Buch gut sein muss. In meinen Augen war es das nämlich leider nicht, obwohl ich es anfangs wirklich mochte. Mit dem Anstieg des Spice-Anteils und dem damit einhergehenden rapide steigenden toxischen Verhalten ging es bergab und hielt sich trotz kleiner Lichtblicke auf diesem Level. Der tolle Schreibstil gleicht die fehlende bzw. willkürliche Handlung auch nicht aus. Für mich eine Enttäuschung.