Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Politik - Region: Osteuropa, Note: sehr gut (1, 3), Freie Universitä t Berlin (Osteuropa-Institut/FB Politik), Sprache: Deutsch, Abstract: Kann Ungarn als bereits konsolidiert gelten? Vor allem mit Blick auf das Trilemma der gleichzeitigen Transformation des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systems, stellt sich diese Frage . Es gibt nur zwei idealtypische Lö sungswege fü r das Problem der Gleichzeitigkeit: den gradualistischen Weg oder den "big bang" - eine rasche, radikale und riskante Transformation der Wirtschaft .
Die Transformation Ungarns wird sehr hä ufig in der Literatur beschrieben. Ein Grund ist die gut dokumentierte Entwicklung des Landes wä hrend der Transitionsjahre 1988 und 1989. Die Ungarn konnten sich auf bereits vorhandene Ansä tze einer Marktwirtschaft - die sogenannte zweite Wirtschaft - berufen. Die folgenden Reformen waren demnach nicht so radikal oder sozialpolitisch riskant wie in anderen Transformationslä ndern. Es konnten rasche Fortschritte erzielt werden, die heute dazu fü hren, dass Ungarn als erster mö glicher Beitrittskandidat der Europä ischen Union im Rahmen der Osterweiterung gehandelt wird.
Aus den besonderen Gegebenheiten in Ungarn lä sst sich schlussfolgern, dass die Konsolidierung eines Staates nicht losgelö st von dessen Kontext betrachtet werden kann. Im ersten Abschnitt werden die Besonderheiten Ungarns: die Liberalisierung seit 1968, die Verfassungsgebung und das Wahl- und Regierungssystem dargestellt. Diese bilden die Rahmenbedingungen fü r die anschließ ende Untersuchung der vier Ebenen der Konsolidierung nach Linz/Stepan (Linz, Stepan 1996). Ziel der Untersuchung ist, am konkreten Beispiel Ungarns Anhaltspunkte fü r eine erfolgreiche Konsolidierung zu finden. Dabei werden noch anstehende Probleme in einem eigenen Abschnitt betrachtet.
Das Augenmerk liegt auf der engen Verbindung zwischen den handelnden Akteuren und den Institutionen im weiteren Sinne, da der akteurstheoretische Ansatz die institutionellen Arrangements am fundiertesten zu erklä ren vermag. Den Akteuren wird durch die Besetzung von Schlü sselpositionen ein ü berlegener Einfluss auf das gesellschaftliche Geschehen unterstellt. In der Praxis sind daher die politischen Entscheidungen von den Krä ftekonstellationen und Machtperspektiven der Akteure abhä ngig.