Als Mutter eines 11-jährigen Sohnes mache ich mir natürlich viele Gedanken über eine zeitgemäße Erziehung von Jungen. Ich war daher sehr gespannt auf das Buch Jungs von heute, Männer von morgen.
Eingeteilt ist das Buch etwas gewöhnungsbedürftig in die Kapitel Selbstfürsorge, Fürsorge und Engagement. Schon der Prolog, in dem die Autorin schildert, wie sehr sich zu Beginn der Schwangerschaft gewünscht hatte, auf keinen Fall einen Jungen zu bekommen, hat mich skeptisch werden lassen. Leider konnte mich auch der Rest des Buches nicht überzeugen. Immer wieder gewinnt man beim Lesen den Eindruck, dass Männer als ein irgendwie defizitäres Geschlecht angesehen werden, und sie gezielt Richtung weiblicher Eigenschaften hin erzogen werden müssten. Klassisch als männlich konnotierte Eigenschaften wie Leistungsbereitschaft, Durchsetzungsvermögen, Rationalität werden eher negativ bewertet.
Sehr gestört haben mich die ständigen Beispiele aus Filmen, Social Media und Popkultur, etwa aus The voice of Germany, die die Autorin gemeinsam mit ihrem Sohn sieht. Das erzeugt bei mir einen wenig seriösen Eindruck, und gerade die genannte Sendung läuft für mich unter Trash-TV. Die von der Autorin zitierten Experten sind ebenfalls meist Influencer, Content-Creators und Bestsellerautor:innen. Diesem stehe ich sehr kritisch gegenüber, und ich hatte mir etwas akademischere Quellen erhofft.
Inhaltlich bietet mir das Buch keine großen neuen Erkenntnisse und wenig konkrete Erziehungsansätze. Über Gefühle reden, die Wichtigkeit von Konsens vermitteln, Söhne in die Care-Arbeit einbeziehen das ist alles richtig und wichtig, mir aber nicht neu.