Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Soziologie - Politik, Majoritä ten, Minoritä ten, Philipps-Universitä t Marburg (Institut fü r Soziologie), Veranstaltung: Politische Soziologie. Grundlagen einer Demokratiewissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel dieses Essays ist es, die demokratietheoretische Kontraproduktivitä t des freien Mandats herauszuarbeiten, um anschließ end Mö glichkeiten eines imperativen Mandats zu diskutieren. Der Essay konzentriert sich dabei auf den Deutschen Bundestag.
Die Bundestagswahl 2009 erreichte einen neuen Rekord an Nichtwä hlern. Nur 70, 8 Prozent der Wahlberechtigten nahmen ihr Wahlrecht wahr. Eine Studie der ZPB (Zeitschrift fü r Politikberatung) zur Bundestagswahl 2009 ergab, dass die vier Hauptgrü nde fü r die Nichtwahl die fehlende Glaubwü rdigkeit der Politiker, der Elitenhabitus, fehlende Ü berzeugungskraft und die Unsicherheit ü ber die Konsequenz einer Stimmabgabe sind. Auf dieser Grundlage mü sste die Frage gestellt werden, warum sich ü berhaupt noch 70 Prozent der Wahlberechtigten an Wahlen beteiligen, in deren Folge die Gewä hlten per Gesetz eine prinzipielle Narrenfreiheit erhalten.
Das Freie Mandat, wie es das Grundgesetz vorgibt, ermö glicht es erst, das sogenannte Stellvertreter sich aussuchen kö nnen, wen und ob sie gerade vertreten. Und es gibt nur eine Person, die beurteilen kann, ob sie stellvertreten wird, aber diese darf den Stellvertreter zwar wä hlen aber nicht entlassen der Bü rger.
Stattdessen werden innerfraktionellen Absprachen ( Fraktionszwang ), Willkü r und Lobbyismus Tü r und Tor geö ffnet. Umstä nde, die zwar auch schon dem Grundgesetz widersprechen, die aber offensichtlich weniger dringend beseitigt werden mü ssen, als es das freie Mandat zu erhalten gilt.