"Das Grüffelokind" ist die gelungene Fortsetzung des Bilderbuchklassikers Der Grüffelo. Julia Donaldson beweist erneut ihr Talent für klangvolle, eingängige Reime und eine Geschichte, die Kinder sofort mitreißt. Wieder ist es eine kleine Figur - diesmal das Kind des berühmten Waldbewohners - das sich mutig, neugierig und letztlich überraschend durch eine große, gefährliche Welt bewegt.Das Grüffelokind verlässt heimlich die schützende Höhle, um der geheimnisvollen "großen bösen Maus" auf die Spur zu kommen, von der sein Vater immer erzählt hat. Was folgt, ist eine nächtliche Reise durch den verschneiten Wald, die in ihrer Struktur bewusst an den ersten Band erinnert: Begegnungen mit Fuchs, Eule, Schlange - und natürlich der Maus, die einmal mehr mit Köpfchen überzeugt.Diese Parallelen zum Grüffelo sind gewollt und funktionieren - gerade für Kinder, die an Wiederholung und Vorhersehbarkeit Freude haben. Gleichzeitig bringt das Grüffelokind eine neue Perspektive: Es geht um kindliche Neugier, um das Bedürfnis, sich selbst ein Bild von der Welt zu machen - und um die Erkenntnis, dass auch Kleine lernen, selbst zu denken.Wie schon im ersten Band ist Julia Donaldsons Sprache einfach meisterhaft: Die Reime fließen, die Sätze haben Rhythmus, der Wortwitz ist altersgerecht und musikalisch. Es macht großen Spaß, dieses Buch vorzulesen - ob zum ersten oder zehnten Mal. Die Erzählweise ist schlank und klar, ohne dabei flach zu werden.Axel Schefflers Illustrationen sind liebevoll, stimmungsvoll und prägnant. Der verschneite Wald verleiht der Geschichte eine ruhigere, fast märchenhafte Stimmung. Die Figuren sind wiedererkennbar, mit viel Mimik und kleinen Details. Für Kinder, die den ersten Band lieben, ist das Wiedersehen ein Genuss - auch wenn sich stilistisch kaum etwas verändert hat.So schön das Buch auch ist: Wie schon beim Grüffelo drängt sich erneut der Eindruck auf, dass Axel Scheffler als Hauptverantwortlicher inszeniert wird. Sein Name ist prominent auf dem Cover platziert, während Julia Donaldson - die Erfinderin, Texterin und kreative Seele der Geschichte - in den Hintergrund rückt. Das ist schade, denn gerade die sprachliche Qualität macht dieses Buch aus. Der erzählerische Kern stammt ganz klar von Donaldson."Das Grüffelokind" ist ein rundum gelungenes Bilderbuch, das auf wunderbare Weise an den ersten Band anknüpft. Es erzählt eine kindlich verständliche Geschichte mit klugen, witzigen Reimen, stimmungsvollen Bildern und einer liebevollen Botschaft: Mut und Neugier sind etwas Gutes - solange sie mit Köpfchen verbunden sind. Für alle, die Der Grüffelo lieben, ist diese Fortsetzung ein Muss.Ein zweiter Teil, der den ersten ehrt - und Julia Donaldsons erzählerisches Können einmal mehr unter Beweis stellt.