Der Grüffelo gehört längst zum festen Repertoire moderner Kinderliteratur - eine Reimgeschichte, die Witz, Spannung und Sprachkunst auf bemerkenswerte Weise vereint. Im Mittelpunkt steht eine kleine Maus, die durch den Wald spaziert und sich mit viel Einfallsreichtum vor ihren hungrigen Gegnern - Fuchs, Eule und Schlange - schützt. Ihre Waffe: ein erfundenes Monster, der furchteinflößende Grüffelo. Umso größer die Überraschung, als dieser plötzlich leibhaftig auftaucht.Was dieses Buch so besonders macht, ist nicht nur die originelle Geschichte, sondern vor allem ihre sprachliche Umsetzung - und hier glänzt die Übersetzung von Monika Osberghaus. Ihre deutschen Reime sind mehr als bloße Übertragungen; sie sind eigenständige Kunstwerke. Osberghaus gelingt es, den Rhythmus, die Musikalität und den Witz des englischen Originals so präzise wie verspielt ins Deutsche zu übertragen. Der Text liest sich flüssig, macht beim Vorlesen Spaß - und bleibt im Ohr. Ihre Wortwahl ist kreativ, klangvoll und genau auf das kindliche Sprachgefühl abgestimmt.Die Illustrationen von Axel Scheffler sind mittlerweile untrennbar mit dem Buch verbunden - klar, freundlich und wiedererkennbar. Sie ergänzen die Geschichte stimmig und machen den Grüffelo zu einer ikonischen Figur. Trotzdem stößt ein Detail immer wieder auf: Auf dem Cover steht Axel Schefflers Name deutlich vor dem von Julia Donaldson - was den Eindruck erweckt, er sei der Verfasser des Buches. Das ist irreführend, denn die sprachliche und inhaltliche Kraft der Geschichte stammt ganz klar von Donaldson. Gerade bei einem Werk, das so stark von seinem Text lebt, sollte die Autorin auch optisch angemessen gewürdigt werden.Fazit:Der Grüffelo ist nicht nur eine clevere Geschichte über Mut, Fantasie und Selbstbehauptung - es ist ein sprachliches Erlebnis. Dank Monika Osberghaus' hervorragender Übersetzung wird die deutsche Version zum vollwertigen Kinderbuchklassiker, der seinen ganz eigenen Zauber entfaltet.Schade nur, dass die Autorin auf dem Cover optisch hinter dem Illustrator zurücktritt und die Übersetzerin keinen Platz findet- bei einem Buch, das in erster Linie vom Wort lebt, sollte das nicht passieren.