Das ist kein autobiografisches Buch wie jedes andere.
Denn seien wir ehrlich: Geschichten nach dem Motto Mensch mit Behinderung kämpft tapfer gegen sein Schicksal an und schafft es nach oben gibt es nicht erst seit heute.
Aber diese Geschichte ist ganz anders.
Sie ist neu. Sie ist aufregend.
Weil es die Autorin schafft, den Spieß umzudrehen. Überaus gekonnt, muss man sagen.
Lautet ihr Fazit doch, dass die wirklich Behinderten in Wahrheit die sind, die sich einbilden, nicht behindert zu sein.
Ja, diese Botschaft aus dem Mund einer querschnittgelähmten Frau ist so unglaublich, so selbstbewusst, so herausfordernd gleichzeitig aber auch so schlüssig und nachvollziehbar , dass man an dieser ruppigen Aussage ordentlich zu kauen hat. Gut so!
Überhaupt rüttelt uns das Buch ständig mit aller Kraft durch. Im positiven Sinne, versteht sich.
Wer hier ein typisch deutsch, also zäh, belehrend und schnarch-langweilig verfasstes Sachbuch erwartet, wird aufs Angenehmste überrascht sein. Liest sich die Lebensgeschichte der Autorin doch fast immer so mitreißend wie ein Thriller.
Fast immer hat man beim Lesen das Gefühl, dass man selber mittendrin steckt in diesem fast völlig gelähmten Körper. Daher kann man das Schicksal dieser Frau aufs Eindringlichste nachfühlen, geistig und körperlich. Das ist packendes Kopfkino vom Feinsten.
Das mag, wenn es um die dunklen Phasen ihres Lebens geht, für uns Leserinnen und Leser nicht immer leicht mitzuvollziehen sein. Dafür aber kommt man selbst ins Jubeln, wenn man auf diese gänsehauterregende Weise miterlebt, wie die Autoirin am Ende über all ihre Schwierigkeiten triumphiert.
Es ist einfach sensationell, mitzufühlen, wie beeindruckend diese Frau sich nach und nach gegen alle Widerstände und Unkenrufe (besonders aus dem Bereich der Schulmedizin) ihre körperliche Beweglichkeit zurückerobert.
So verschmilzt das aufregende Schicksal der Autorin automatisch mit dem Schicksal derer, die es dank dieses Buches hautnah nacherleben dürfen. Die Intensität dieses im besten Sinne wuchtigen Leseerlebnisses regt nicht nur zum Nachdenken an; sie verleiht außerdem Kraft und macht Mut.
Das ist eines jener seltenen Bücher, die man, während man sie liest, nicht mehr aus der Hand legen möchte. Und die, wenn man sie schließlich gelesen hat, noch lange positiv nachwirken.
Eine echte Empfehlung in diesen Zeiten voller Unsicherheit, Orientierungslosigkeit und Zukunftsangst. Denn diese negativen Empfindungen sind verflogen. Spätestens, wenn man die letzte Seite dieses Buches erreicht hat.
Also unbedingt lesen!