Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Note: 1, 7, Helmut-Schmidt-Universitä t - Universitä t der Bundeswehr Hamburg, Veranstaltung: Kriegsentfesselung oder Systemkrise? Europa im Juli 1914, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel Otto von Bismarcks als erstem Kanzler des Deutschen Reiches war es , das Erreichte gegenü ber weitergehenden Bestrebungen Frankreichs, aber auch den wä hrend des Krieges neutral gebliebenen anderen Groß mä chten zu konsolidieren. Im Schwerpunkt wollte er durch seine Auß enpolitik zeigen, dass das Reich als saturiert gelte und in seinem Hauptinteresse die Erhaltung der bisher erlangten Position lä ge. Er beabsichtigte mit Hilfe eines von ihm initiierten Systems von Bü ndnissen Frankreich zu isolieren und das bestehende Gleichgewicht zu erhalten. Somit ä nderte sich das Gesicht der Diplomatie in Europa, da es seit dem Wiener Kongress von 1815 mit Ausnahme der beteiligten fü nf Groß mä chte (Pentarchie) keine festen, zumindest keine ü ber einen Krieg hinausgehenden, Bü ndnisse gegeben hatte. Wie sahen diese Bü ndnisse aus und wie entwickelten sie sich nach der Entlassung Bismarcks ab 1890 weiter? Welche Groß macht, Frankreich, Ö sterreich-Ungarn, Russland, Groß britannien oder das Deutsche Reich, band sich an wen und weshalb? Diese Fragen stellen sich bei der Untersuchung der einzelnen Groß mä chte in Bezug auf ihre Bü ndnispolitik, auf die nach einer Einfü hrung in das Bü ndnissystem Bismarcks im Detail mit ihren jeweiligen Auswirkungen eingegangen wird. Die Ergebnisse dieses Teils der Arbeit sollen die Basis fü r die Beantwortung der Hauptfrage und Ausgangspunkt der Analyse sein, ob und inwieweit die abgeschlossenen Bü ndnisse sich auf die Diplomatie der Julikrise 1914 auswirkten oder ob sie durch ihre Ausrichtung die Julikrise und den Kriegsausbruch zwangslä ufig als Folge hervorbrachten? Die Arbeit stü tzt sich im Schwerpunkt auf die einzelnen Verträ ge und Abkommen, da erst die genaue Analyse der Texte die Wahrnehmung und Bedeutung fü r die Auß enpolitik ermö glicht. Ein Eindruck der Problematik ergibt sich durch die Rezeption der beiden Abbildungen im Anhang: Denn die Wahrnehmung eines Vertrages, ohne den entsprechenden Inhalt zu kennen, unterscheidet sich von der Wahrnehmung, in der der Inhalt der Abkommen bekannt ist. Ersteres war im Kontext der Julikrise der Fall, da fast alle Abkommen zwischen den Mä chten geheim waren und damit Spekulationen Tü r und Tor geö ffnet werden konnten.