Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Didaktik fü r das Fach Deutsch - Pä dagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1, 7, Carl von Ossietzky Universitä t Oldenburg (Germanistik), Veranstaltung: Variation und Sprachkontakt in Norddeutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Norddeutschland ist von einem Nebeneinander von Regionalsprache und Regionalkultur einerseits sowie Nationalsprache und Nationalkultur anderer-seits gekennzeichnet, das Hochdeutsche hat dabei den Status der Standard-sprache erlangt und verdrä ngt die regionalen Minderheitensprachen immer mehr. Diese Entwicklung setzte bereits im 16. /17. Jahrhundert ein, als das Hochdeutsche zur allgemeinen Schriftsprache wurde und das Mittelniederdeutsch in dieser Funktion ablö ste (Appenzeller 2004, S. 25). Besonders gravierend fü r die Regionalsprache ist die Situation seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Viele Flü chtlinge aus den ehemaligen ostdeutschen Gebie-ten siedelten im Nordwesten Deutschlands, woraufhin regionale Mundarten ihren Status als Umgangssprache verloren, da es plö tzlich immer mehr Personen im Umkreis gab, die die regionale Mundart nicht beherrschten. Zur Alltags- und Verkehrssprache wurde somit immer hä ufiger das Hochdeutsche herangezogen, das bis dahin die Stellung der Mundarten als tä gliche Gebrauchssprache kaum antasten konnte (Sjö lin 1997, S. 469). Nun aber sahen sich Einheimische zunehmend damit konfrontiert, dass fremde Kinder Vorteile in der Schule hatten, da sie bereits vor der Einschulung Hoch-deutsch sprachen, wohingegen die meisten Einheimischen bis dahin die regionale Mundart als Muttersprache erlernten und das Hochdeutsche erst ab dem 6. Lebensjahr in der Schule.
Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind die friesischen Dialekte sowie das Niederdeutsche in der Regel verfü gen Personen, die nach 1945 geboren sind, zwar vielfach ü ber ä uß erst gute Passivkenntnisse der regionalen Mundart, oftmals wird der Dialekt aber nicht mehr auf natü rlichem Weg an die Kinder weitergegeben und ist insofern stark gefä hrdet.
In dieser Arbeit soll daher die norddeutsche Mehrsprachigkeitssituation untersucht werden, im Fokus der Arbeit stehen das (Nord-)Friesische sowie das Niederdeutsche, da diese beiden Sprachen seit 1999 durch die Europä ische Charta der Regional- und Minderheitensprachen gefö rdert werden, was sowohl die Gefä hrdung dieser beiden Sprachen als auch das Bemü hen um ihren Fortbestand und ihre Pflege verdeutlicht.
Durch welche sprachlichen Kontakte hat sich also die Verwendung der regionalen Mundarten in den letzten Jahrhunderten geä ndert? In welchen Kommunikationssituationen werden die regionalen Dialekte heutzutage noch verwendet und wie angesehen sind sie? Kann von einer generellen Bevorzugung des Hochdeutschen gesprochen werden?