Cynthia Bourgeault ist eine Schülerin des 2018 verstorbenen Trappistenmönchs Thomas Keating, der gemeinsam mit anderen Trappisten das Centering Prayer (Gebet der Sammlung) entwickelt hat.
Das Centering Prayer hat Bezüge zu einem Klassiker der christlichen Spiritualität, der Wolke des Nichtwissens, die von einem unbekannten Autor des Mittelalters geschrieben worden ist. Keating und Bourgeault sind der Meinung, dass es sich bei diesem Text nicht um klassische Liebesmystik handelt, sondern um eine der ersten Darstellungen christlicher Non-Dualer Spiritualität.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt.
Der erste Teil ist eine komprimierte Darstellung der Übungspraxis des Gebetes der Sammlung. Ziel ist es, einen Zustand objektlosen Gewahrseins zu erreichen, indem die Aufmerksamkeit immer wieder von den Gedanken (damit ist jedes auftauchende Objekt gemeint) abgezogen wird.
In dem Maße wie die Objekte losgelassen werden, entsteht im Inneren eine wachsende Präsenz, die fast körperlich gespürt werden kann. Als ein Ergebnis davon wird man immer mehr zur Mitte gezogen ("tug to the center" im Original). Bourgeault zitiert dazu ihre Lieblingsstelle bei Rumi, die diese körperliche Präsenz treffend beschreibt. Im englischen Original heißt es:
I love a Rumi metaphor for this: "quivering like a drop of mercury"
Im zweiten Teil verbindet die Autorin das Centering Prayer mit dem Hesychasmus der Wüstenväter und der Ostkirche. Im Kern geht es ihr darum, das Centering Prayer als Kenosis (Loslassen der Gedanken) zu verstehen, welche kombiniert ist mit der Aufforderung der Wüstenväter, die Aufmerksamkeit ins Herz zu legen, was zu einem anderen Wahrnehmungsmodus führt, einer Wahrnehmung aus der Ganzheit heraus, was für Bourgeault gleichbedeutend mit Non-Dualität ist. Das Centering Prayer ist für sie keine Variante fernöstlicher Achtsamkeitsübungen. Bourgeault spricht deshalb in Anlehnung an Thomas Keating prägnant von Heartfulness statt von Mindfulness.
Für sie ist Non-Dualität wie eine Neuverdrahtung der Wahrnehmungsfähigkeit und sie zitiert im zweiten Teil ausführlich neuere wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema.
Im dritten Teil geht es um eine Neu-Interpretation der Wolke des Nichtwissens. Bourgeault belegt im Detail, dass es sich dabei nicht um klassische Liebesmystik handelt, sondern der Hintergrund der "Wolke" Non-Dualität ist, ein Wahrnehmungsmodus, der nicht durch die Begrenzung der Subjekt-Objekt-Konfiguration des Alltagsdenkens limitiert ist.
Wolke des Nichtwissens ist dann die Metapher für diffuses oder objektloses Gewahrsein, d.h. einen Bewusstseinsmodus, der ohne ein spezifisches Objekt des Gewahrseins achtsam bleiben kann. Und Liebe ist die vom Autor der Wolke des Nichtwissens gewählte Metapher für eine andere Art der Wahrnehmungsfähigkeit, die über die Gefangenheit in der Subjekt/Objekt-Konfiguration des Bewusstseins hinausgeht.