Die Grundidee und auch die Gestaltung des Buchs gefällt mir sehr. Ich mag die unterschiedlichen Timelines und den historischen Bezug. Unterschiedliche Geschichten, die irgendwie miteinander verbunden sind, man weiß nur noch nicht wie. Das lädt einen zum Rätseln ein und weckt auf jeden Fall Interesse. Am besten hat mir gefallen, dass Frauen im Mittelpunkt standen, die sich losreißen wollen vom Patriarchat. Die Ungerechtigekeit, die so viele Frauen erfahren und in der Vergangenheit erfahren haben, wurde auf beiden Zeitebenen durch unterschiedliche Schicksale gut dargestellt.Das Buch ist anschaulich geschrieben. Es lässt sich leicht und schnell lesen und durch die kurzen Kapitel hat man das Gefühl, schnell voranzukommen und man kommt nicht in die Situation eines Kapitels müde zu werden, weil ein stetiger Wechsel stattfindet. Gleichzeitig sorgen die kurzen Kapitel aber auch dafür, dass man schwer eine Bindung zu den Charakteren aufbauen kann, weil man nur bruchstückhaft etwas über sie erfährt. Ebenso kommt es immer wieder zu Zeitsprüngen zwischen den Kapiteln, die teilweise nur schwer nachvollziehbar und manchmal auch unsinnig sind. Es werden wichtige Entdeckungen übersprungen, die plötzlich einfach als gegeben feststehen, ohne dass man selbst miterleben konnte, wie diese Informationen beschafft wurden. Sie sind dann einfach da. Dadurch entsteht beim Lesen das Gefühl, man hätte irgendwas verpasst, ein Kapitel übersprungen. Da hätte ich mir einige Details mehr gewünscht.In diesem Buch spielen reale Personen eine Rolle. Es handelt sich hier um Fiktion und keine Biografie, trotzdem hätte ich mich gefreut, wenn hier eine größere Recherche stattgefunden hätte. Abgesehen von der Tatsache, dass Falschinformationen vorkommen (Ulysses war nicht James Joyce's erster Roman), werden die Figuren auch allgemein kaum beleuchtet, weswegen es sich mir nicht erschließt, warum man sich überhaupt dazu entschieden hat, diese Personen in die Geschichte einzubauen.Die Idee, ein verschwundenes Manuskript zu suchen, fand ich spannend. Wer weiß, vielleicht existiert es ja sogar wirklich. Aber das weiß man eben nicht. Deswegen empfand ich es als sehr anmaßend von Woods, einen Entwurf im Stil von Emily Brontë zu verfassen. Es war auch überhaupt nicht notwendig für die Geschichte. Eine simple Erwähnung zum Manuskript hätte gereicht, ein Ausschnitt war nicht nötig und so hätte Woods auch nichts im Namen einer verstorbenen Autorin schreiben müssen. Da hätte sie ihre Energie lieber in den Inhalt von Opalines Buch stecken können, denn da hatte ich ebenfalls das Gefühl, dass den Lesenden wichtige Stellen vorenthalten wurden, die für unsere Hauptfiguren aber eine große Rolle spielten.Auch mit dem Ende kann ich mich nicht ganz anfreunden. Den magischen Realismus hätte ich nicht gebraucht und irgendwie passt er auch nicht rein. Gibt dem Ganzen keinen Mehrwert und hätte man daher auch weglassen können.An sich trotzdem ein unterhaltendes Buch, auch wenn die Liste der negativen Punkte etwas länger ist. Ich hatte jedoch an keiner Stelle das Gefühl mich zu langweilen.