In "Vergessen & Verdrängt - Dark Places im Alpen-Adria-Raum" erzählen Georg Lux (Autor) und Helmuth Weichselbaum (Fotograf) spannende Ort und vergessene Geschichten. Ich habe das Buch gelesen, weil mich verlassene und dunkle Orte faszinieren. Es ist darüber hinaus ein gelungener Reiseführer, der sich über vier Länder erstreckt: Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien.
Schon beim ersten Durchblättern war ich begeistert. Die Bilder und Texte bilden eine tolle Einheit und obwohl das Buchformat nicht groß ist, kommen die Bilder sehr gut zur Geltung. Die Bilder müssten sich auch in einem größeren Bildbandformat überhaupt nicht verstecken, aber das ist natürlich eine Preisfrage für den Verlag und für die Käufer*innen. Die Geschichten zu den verschiedenen Orte werden spannend erzählt, und daran schließlich sich noch Reisetipps an. Die stellen Restaurants und Übernachtungen vor und weitere Ziele zu Dark-, Lost- und ganz normalen Orten, die ebenfalls eine Visite wert sind. In der Innenklappe gibt es eine Übersichtskarte der beschriebenen "Dark Places".
Die Texte finde ich meist sehr gelungen. Ab und an schweift Lux etwas ab und manche Formulierungen waren mir etwas zu flapsig. Bei manchen Orten hätte ich mir gerne noch ein, zwei weitere Bilder gewünscht (nochmal: ich hätte Autor und Fotograf wirklich einen Bildband gegönnt), aber mein Lesevergnügen schmälerte das nicht.
Dazu waren die Orte viel zu erlesen und das Buch mit absurden wie unerwarteten Anekdoten und Tatsachen gespickt. Der Ausruf "Krass!" trifft es für mich ganz gut. Nur zwei Beispiele erwähne ich, den Rest möchte ich die Leser*innen selbst entdecken lassen. Für den Fall, dass Österreich vom Ostblock überrannt worden wäre, hätte es atomare Sprengungen in Italien gegeben. Wie destruktiv Gedanken im (kalten) Krieg sein können. Auch das folgende Unglück ist eine Folge der menschlichen Beschränktheit respektive Selbstüberschätzung, so ganz kann ich das nicht unterscheiden. 1963 löste ein Erdrutsch aufgrund eines Planungsfehlers einen Tsunami an einem riesigen Stausee aus, bei dem fast 2.000 Menschen starben.
Sehr gut gelungen ist der Abschnitt über ein Konzentrationslager in einer früheren Reismühle. Auch, wenn die beiden Autoren ihr Buch selbst einen "Dark-Tourism-Guide" nennen, ist das Kapitel pietätvoll und stellt das "No" gegenüber jeder Form von Unterdrückung und Verfolgung in den Mittelpunkt.
FAZIT
Schöne Reiseberichte über "Dunkle Plätze" in vier Ländern. Wer morbide Geschichte(n) mag, dem empfehle ich "Vergessen & Verdrängt" sehr gerne. 4,5 von 5 Sternen (aufgefunden auf 5).