Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Didaktik - Politik, politische Bildung, Note: 1,00, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (Zentrum für Friedensforschung), Veranstaltung: Politische Bildung: Seminar Krieg, Frieden und Politik, Sprache: Deutsch, Abstract: Wir hatten 1982 eine Reise
durch Jugoslawien gemacht, von Koper über Riejka, Senj, Zadar, ibenik bis Dubrovnik,
nach Mostar, Sarajevo, Banja Luka, Slunj, Zagreb, Varädin bis Ptuj. Dieses Jugoslawien
hatten wir noch im Sinn, als wir in Slunj (wo wir das Hotel suchten, in dem wir damals zu
Abend gegessen und über Doderers Werk gesprochen hatten) durch einen Stau Richtung Plitvitze,
wie wir es immer zu tun pflegten, eine Nebenstraße nahmen, um schneller an die Küste
zu gelangen. Wir hatten in den 1990ern vom Krieg gehört, gelesen, waren entsetzt gewesen
über das, was sich nur wenige hundert Kilometer weit von uns entfernt abspielte, aber alles
war doch abstrakt geblieben. Wirklich konkret wurde es auf diesen Nebenstraßen zwischen
Slunj und Gradcac: zerstörte Dörfer, ausgestorbene Landschaften, Schattenbilder grauenhafter
Ereignisse, nur ein paar Greise, die noch in den Ruinen umhergingen. Diese Bilder verfolgten
uns den ganzen Urlaub, unseren ersten nach dem Krieg in Zadar. Bis heute waren wir immer
wieder in Kroatien, die Autobahn führt mittlerweile so durchs Land, dass man jene zerstörten
und unbewohnten Stätten nicht mehr sieht, in Zadar wie auch anderswo sind die Einschusslöcher
an den Häusern verschwunden, die zerstörten Häuser durch neue, moderne ersetzt. Ich
habe mir seither immer wieder die Frage gestellt, wie kann man als direkt Betroffene/r mit
solchen Erfahrungen umgehen, kann man das jemals vergessen, kann man es bewältigen?
Die folgende Arbeit soll ein (fragmentarischer, wie mir nach der Durchforstung des Materials
noch viel stärker bewusst ist) Versuch sein, zu verstehen, wie die Literatur auf diese Situation
einer radikalen Veränderung (politisch, gesellschaftlich, menschlich) reagiert und welche Botschaften
sie vermitteln kann. Ich habe das Lesen der kroatischen, deren Auswahl jedoch dadurch
begrenzt war, dass ich nur die deutschsprachigen Übersetzungen lesen konnte, als sehr
bereichernd empfunden, auch für die Auseinandersetzung mit der modernen österreichischen
und deutschen Literatur.