"Das neue Buch von Günter Wirth
Aufsätze zu Landschaften des Bürgerlichen
Bald 80-jährig, legt Günter Wirth nun Aufsätze von 1970-2004 vor. Sie lassen durchaus die unterschiedlichen Zeiten ihrer Entstehung erkennen, was der kritischen Leserschaft nur recht sein kann. Aber auch Kontinuität des Anliegens wird deutlich, bürgerliches Engagement in Distanz und Nähe zum Christentum ins Bewusstsein zu heben und vor dem einst gewollten, heute unbewussten Vergessen zu bewahren.
Im ersten Teil geht es darum, die Thematik literaturgeschichtlich einzuordnen. Herder als Theologe und Goethe in Albert Schweitzers Sicht, Widerständigkeit bei Heinrich von Kleist und Adam Trott von Solz u. a. werden dargestellt im Sinne des Anliegens, Christliches in bürgerlicher Kultur nicht verdrängen zu lassen, sondern publizistisch zu markieren. Anschließend widmet sich Wirth der sogenannten Inneren Emigration als literarischem Widerspruch zur Ideologie des dritten Reiches. Was ist christliche Literatur und welche Perspektiven hat sie? Das ist die bestimmende Frage des dritten Teils. Darin dürften sich die meisten Leserinnen und Leser vertiefen, aus Interesse an Bekanntem oder kritisch, neugierig, überrascht, wenn sie etwa in dem Aufsatz 'Wege und Wirkungen christlicher Literatur in der DDR' auf viele ihnen (einst) vertraute Namen stoßen, die heute mehr oder weniger in den Hintergrund des Leseinteresses getreten sind oder die sie selbst vergessen haben dürften - und die doch christliche Identität unter den Augen der Zensur gestaltet und gestärkt haben. Abschließend wird unter dem Titel 'Literatur und Region' detailliert das literarische Klima im Potsdam der Nachkriegszeit beschrieben und dann Bertha von Suttners Beziehungen zu ihrem Dresdner Verlag analysiert. Dem Dichter Hanns Cibulka gelten schließlich Überlegungen, wie der Verlust von Heimat in seinem Werk bewältigt wird." Jens Langer, in: Kirchenzeitung, 4. Januar 2009