Die Autorin Hanah Zacher wagt sich mit "Motten im Kopf" an das sehr komplexe Thema Magersucht. Sie schafft es eindrücklich die negativen Gefühle zu beschreiben, die mit einer solchen Essstörung einhergehen können. Linn hat oft das Gefühl allein zu sein. Andererseits möchte sie aber auch niemanden nerven oder eine Belastung für jemanden sein. Sie hadert mit ihrem Selbstwert und denkt, dass sich über die Optimierung körperlicher Makel (aus ihrer Sicht) eine Verbesserung für sich erzielen lässt. Die Kontrolle über ihren Körper und das Messen ihrer Leistung auf der Waage bestimmen ihren Alltag.
Ich konnte ihre Ängste und Unsicherheiten so gut nachvollziehen.
Das Buch ist keine wirkliche Geschichte, sondern schildert zu Beginn am Beispiel von Linn wie sich eine Magersucht äußern kann. Es ist im Stil einer Graphic Novel, mit vielen Illustrationen aufgebaut.
Die Illustrationen im schwarz-weiß Stil passen perfekt zu der bedrückenden Stimmung im Buch. Die Motten symbolisieren die steigenden Selbstzweifel und negativen Gedanken.
Die Autorin macht erschreckend deutlich wie gedanklich eingeengt betroffene Personen sind. Alles dreht sich um das Kalorien zählen. Sie erkennen nicht, dass sie ein Problem haben und ernten ggfs. vom Umfeld auch noch positive Rückmeldungen in Bezug auf die anfänglichen körperlichen Veränderungen.
Im Anschluss an Linns Geschichte werden weitere Informationen zur Magersucht gegeben: Wie fängt es an, was sind Merkmale, wie lässt sich der Schweregrad ermitteln und Erklärungsversuche zu einer möglichen Entwicklung.
Weiterhin bietet das Buch mögliche Hilfestellungen und Arbeitsmaterialien. Beispielsweise kann sich eine Person an Hand eines Selbstbeobachtungsbogen oder einem Gedankendetektiv etwas klarer über die eigene Situation werden.
Fazit:
Kinder und Jugendliche werden mehr denn je vom Schönheits- und Optimierungswahn beeinflusst. Einen erheblichen Anteil daran tragen vor allem die sozialen Medien. Die Graphic Novel "Motten im Kopf" bietet einen leicht verständlichen Einstieg in das Thema Magersucht. Hintergründe für Essstörungen sind sicherlich weitaus komplexer, als es in einem solchen Kontext dargestellt werden kann. Dennoch ist es eine gute Gelegenheit Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit und Verständnis zu schaffen. Ich würde das Buch sowohl Jugendlichen als auch Eltern und Freunden von Betroffenen empfehlen.