T E I L 2
Adelheit schuftet immer mehr. Ihre Freundschaft zu Hedda Pietsch tut ihr gut. Diese hat inzwischen vernommen, dass der
Haushofmeister, Butler und höchster Diener Oswald Opitz ein sogenanntes Verfehlungsbuch schreibt. Weiterhin, dass er die Mamsell in den Händen hat. Hedda glaubt, dass er auch dieser zu nahe tritt. Adelheit musste aus Verzweiflung die Fürstin um Hilfe bitten. Diese hat sie nur beschimpft. Seither trägt sie eine unsagbare Wut mit sich herum, die allmählich in Hass überschlägt. Sie sieht nun immer deutlicher den Unterschied zwischen der sogenannten
hohen Herrschaft und den Dienstboten, die keinerlei Rechte haben. Bei ihrer morgendlichen Arbeit, die sie verrichten muss, bevor alle anderen aufstehen, entdeckt sie im Kamin einen Brief, der den Flammen nicht zum Opfer fiel. Ein Mann hat diesen an einen Mann geschrieben und Adelheit kann gar nicht glauben, was sie da liest. Diesen will sie nun aufbewahren, um ihn zu passender Gelegenheit vielleicht als Druckmittel gegen die Herrschaft verwenden zu können.
Bei ihrer Familie in der Taglöhner-Hütte wird es immer schlimmer. Die Mutter ist tot. Der Vater trinkt und schlägt die Kinder. Auch Adelheit wird geschlagen, weil sie nur Lebensmittel und kein Bier bringt. Die gerade elf Jahre alte Edeltraut muss sich nun um alles kümmern. Sie versorgt das Baby und die jüngeren Geschwister. Zu essen haben sie kaum etwas. Jeden Tag werden sie dünner und das Leid größer. Weil das so ist, geht sie auf den Plan von Hedda ein, dem Butler das besagte Buch zu entwenden. Auch Viktor Novak macht mit. Es gelingt. Adelheit kommt bei dieser Aktion noch an eine sehr prekäre Fotografie. Diese und den Brief bewahrt sie nun in einem Übungsflügel auf, der schon lange nicht mehr zum Einsatz kam.
Zu Hause wird das Unglück immer größer. Adelheit wird von einem Privatdetektiv angesprochen. Sie soll Informationen aus dem Fürstenhaus liefern. Dafür bekommt sie zehn Mark und weitere 5 Markt dafür
dass sie sich mit ihm in Verbindung setzt. Adelheit hat jetzt ein Vermögen, welches sie behalten darf, auch wenn sie keine Informationen abliefert. Als das Baby auch noch stirbt, steht ihr Entschluss fest. Sie setzt sich mit dem Detektiv in Verbindung und verkauft den Brief. Dieser ist jetzt von ganz großem Wert, denn der Prozess Moltke/Eulenberg/Harden nimmt seinen Lauf und wird immer spannender. Für Harden ist der Brief eine Chance und für Adelheit der Schlüssel zum Glück.
Ab hier zittert man nun um Adelheit. Man darf hoffen, dass ihr Versteck im Schloss nicht gefunden wird. 200 Mark und das Foto wären verloren und Adelheit könnte ihren Plan, endlich eine ärztliche Behandlung für ihren kleinen Bruder, Schuhe für den Vater und die Geschwister, Kleidung und noch mehr Lebensmittel, sowie die angeschriebenen Schulden zu bezahlen, nicht verwirklichen.
Das Weihnachtsfest 1907 steht vor der Türe. Als ein Arzt in die Tagelöhner-Hütte kommt, den Adelheid bestellt hat, wird der Vater doch misstrauisch. Adelheit lügt ihn an. Die Fürstin habe ein schlechtes Gewissen gehabt und würde nun für die Arztkosten aufkommen, damit der sechs Jahre alte Gunther behandelt werden kann. Es gelingt. Gunther kann zur Kur fahren. Er kehrt nach sechs Wochen zurück. Er wurde aufgepäppelt. Sein Husten ist weg. Inzwischen konnte Adelheit ein paar gebrauchte Kleidungsstücke für ihre beiden Schwestern, den Vater und auch für Gunther besorgen. Der Vater hat vorübergehend Arbeit und alles sieht im Moment ein klein wenig besser aus. Nun kommen aber ihre zwei größeren Brüder zurück, die einige Monate unterwegs waren. Sie hatten kein Glück. Nun müssen auch sie wieder mitversorgt werden. Adelheit ist verzweifelt.