»Hartmut Kaelble widmet sich in seinem neuen Buch dem ebenso verdienst- wie anspruchsvollen Projekt, die Disziplingrenzen von Geschichts- und Politikwissenschaft in der Wohlfahrtsstaatsforschung zu sprengen und die Entwicklung europäischer Wohlfahrtsstaaten im historischen Verlauf bis in die Gegenwart analytisch dicht nachzuzeichnen. [. . .] Mit diesem interdisziplinären Zugang gelingt Hartmut Kaelble eine spannende Perspektiverweiterung. Dies betrifft [. . .] die historische Entwicklung der häufig als statisch wahrgenommenen Sozialstaatsmodelle, die, wie hier überzeugend nachgewiesen wird, historisch alles andere als stabil waren und sich erst allmählich herauskristallisierten. Insbesondere die Einbeziehung der osteuropäischen Staaten auch während der Zeit der Blockkonfrontation ist ebenso selten wie spannend, ermöglicht sie doch jenseits aller ideologischer Differenzen Vergleiche der Funktionsweise und der faktischen Effekte der sehr unterschiedlichen sozialpolitischen Ansätze. [. . .] Hartmut Kaelble schreibt trotz der anspruchsvollen Materie und der umfangreich verarbeiteten Daten in einem gut lesbaren Stil, der nicht nur für ein absolutes Expertenpublikum zugänglich ist. Die klare Gliederung und die Dosierung der jederzeit seriösen, aber nicht überbordenden Literaturbelege tragen ebenfalls dazu bei. « Jana Windwehr, H-Soz-Kult, 21. 03. 2025