Immer wieder wundere ich mich über Ratgeber und Sachbücher rund um das Thema Erziehung, die ihren Fokus auf den Mikrokosmos der Familie beschränken, ohne einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Als diene Erziehung in erster Linie dazu, den Familienalltag in geregelte Bahnen zu lenken und das elterliche Burnout zu verhindern.
Doch die meisten Eltern wissen intuitiv: Erziehung ist viel mehr und hat vor allem eine gesamtgesellschaftliche Relevanz. Kein Wunder, dass ich mich vom neuen Buch des Kinderarztes und Spiegel-Bestsellerautors Herbert Renz-Polster sofort angesprochen gefühlt habe.
In Demokratie braucht Erziehung legt Renz-Polster eindringlich dar, dass politische Haltungen schon in der frühesten Kindheit ihren Ursprung haben. Er argumentiert, dass verletzliches, allein gelassenes Kindsein ein fruchtbarer Nährboden sein kann für das Bedürfnis nach klaren Hierarchien, starken Führungsfiguren oder übermäßig vereinfachten Erklärungen, wie sie in populistischen oder autoritären Ideologien oft anklingen.
Die zentrale These des Buchs: Das Familienklima wie wir tagtäglich mit unseren Kindern umgehen hat direkte politische Konsequenzen. Für Eltern kleiner Kinder ist das besonders relevant, denn es macht deutlich, dass ein bedürfnisorientierter Erziehungsstil nicht nur das Wohlergehen des Kindes sichert, sondern langfristig auch unsere demokratische Gesellschaft stärkt. Und es zeigt auf, was für einen wichtigen Beitrag wir mit der Erziehung unserer Kinder leisten!
Ein flüssig geschriebener, in der Argumentation gut nachvollziehbarer und klar strukturierter Essay, den ich absolut empfehlen kann!