Italienischer Deutscher oder deutscher Italiener? Die Frage, was ich bin, ist fü r mich selbst oft gar nicht so leicht zu beantworten. Meine Familie stammt aus Italien, aber ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Sobald ich meinen Namen nenne, werde ich mit einer Reihe von Klischees konfrontiert. Denn nichts wirkt auf die Menschen in Deutschland attraktiver als unsere italienische Lebensart Dolce vita und natü rlich unsere Kü che. Damit meine ich nicht Pizza und Pasta fü r wenig Zaster, was es hier an jeder zweiten Straß enecke zu kaufen gibt. Essen ist fü r Italiener ein Teil der Kultur, wir zelebrieren es selbst unter der Woche in der Familie wie ein Fest und wü rden nie einfach einen Berg Pasta in uns hineinschaufeln, um satt zu werden.
Bei meiner Mutter war jeder Tag in der Kü che ein Festtag. Ich erinnere mich an unsere opulenten Abendessen mit Vorspeisen, dann kam ein Nudel- oder Reisgericht, anschließ end der Fleisch- oder Fischgang und zum Abschluss Dessert und Espresso. Leider konnte ich diese Kü che nicht lange genieß en, denn meine Mutter starb, als ich 12 Jahre alt war. Mein Vater war nun alleine mit mir und meinem heranwachsenden Bruder. Obwohl es niemand so beabsichtigt hatte, drifteten wir von einer harmonischen Familie voller Geborgenheit ab in eine Lebensform, in der jeder machte, was ihm in den Sinn kam. Wä hrend mein Bruder sich einer Gang anschloss, fand ich den Trost im Essen. Kurzum, ich stopfte alles in mich hinein, was ich finden konnte. Trotz meines in der Kindheit geschulten Gaumens war ich nicht wä hlerisch. Zu Spitzenzeiten konnte ich drei Dö ner Kebab oder zwei groß e Pizzen verdrü cken. Dazu trank ich literweise Cola.
Wir waren wirklich gewillt, abzuspecken. Erst klassisch mit FDH, dann begannen wir, Punkte zu zä hlen, shakten zwischendurch und kochten uns Schlankheitssuppen. Es bewegte sich nicht wirklich etwas auf der Waage, was vor allem daran lag, dass wir als ausgemachte Genieß er sind. Um unseren Frust abzubauen, buchten wir kurzerhand einen Urlaub in einem Landhaus in der Toskana. Zwar wü rde uns die italienische Kü che unserem Ziel garantiert nicht nä her bringen, doch hä tten wir danach den Kopf wieder frei. Es sollte anders kommen, als wir dachten. Denn zeitgleich fand in der Ferienanlage ein Kurs ü ber die schlanke mediterrane Kü che statt. Das war wie ein Zeichen fü r uns und es gelang uns tatsä chlich, vor Ort in den Kurs einzusteigen. Hier war sie, die fü r uns passende Ernä hrungsform. Endlich kamen Genuss und Diä t zusammen und wir mussten weder auf unseren Rotwein noch auf unseren geliebten Kä se verzichten und hatten uns auch nicht einem Kohlenhydratverbot zu unterwerfen. Dafü r durften wir reichlich gesunden Fetten zusprechen, vor allem dem kö stlichen Olivenö l.
Zu Hause behielten wir diese Ernä hrungsform bei. Nach einem Jahr hatte ich 40 kg verloren und meine Frau 35 kg, die damit ihr Normalgewicht erreicht hatte. Es kam sogar noch besser: Kurz danach war unser Wunschkind unterwegs und unser Hausarzt bescheinigte mir normale Blutwerte und einen meinem Alter entsprechenden Blutdruck. Den achtsamen Genuss in jeden Moment des Lebens einfließ en zu lassen, war uns in Fleisch und Blut ü bergegangen. Ich entschied mich, inzwischen ebenfalls normalgewichtig, bei dem Seminarleiter in der Toskana eine Ausbildung zum Ernä hrungsberater zu absolvieren. Danach machte ich einen sanften Ü bergang von meinem Informatikerdasein in die eigene Praxis, um meinen Klienten die gesunde und schlanke Mittelmeerkü che nahezubringen. Daneben bin ich heute als Referent und Seminarleiter in Kurkliniken und Seminarhä usern im In- und Ausland tä tig. Auß erdem bereise ich mit meiner Familie leidenschaftlich gerne den Mittelmeerraum, um die ganze Bandbreite der mediterranen Kü che in die von mir ausgearbeiteten Ernä hrungsplä ne und Rezepte zu integrieren.