Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Multimedia, Internet, neue Technologien, Universitä t Mü nster, Veranstaltung: Wandel der politischen Ö ffentlichkeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der Erschließ ung neuer Kommunikationsrä ume im Netz ist in den letzten Jahren ein schier unü berblickbares Feld an Onlinemedien1 unterschiedlichster Strukturen und Erscheinungsformen entstanden. Onlinemedien haben innerhalb gesellschaftlicher und politischer Diskurse rasch an Bedeutung gewonnen, konkurrieren mit den traditionellen journalistischen Akteuren massenmedialer Ö ffentlichkeit um Inhalte und Aufmerksamkeit und beanspruchen ebenfalls die Rolle eines 'Watchdogs' fü r sich. Auf diese Weise ist im Netz eine Form von Gegen ö ffentlichkeit entstanden, deren Akteure sich zwar in Teilen auch der Kommunikationsinstrumente massenmedialer Ö ffentlichkeit bedienen, die sich bezü glich ihrer Zugä nglichkeit, ihrer Funktionsweise und ihres Handlungsrahmens allerdings deutlich von eben jener unterscheidet.
Im Rahmen dieser Arbeit soll dargelegt werden, wie sich das diffuse Konstrukt der 'Online-Ö ffentlichkeit' theoretisch fassen lä sst, inwiefern partizipative Netzö ffentlichkeiten von den bekannten Formen massenmedialer Ö ffentlichkeit differenziert werden kö nnen und welche Rolle sie im politischen Prozess einnehmen. Veranschaulichen lä sst sich dies sehr gut am Beispiel der Affä re umden ehemaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, welcher
im Frü hjahr 2011 aufgrund der Enttarnung seiner Dissertationsarbeit als Plagiat durch die Nutzer der Onlineplattform GuttenPlag von seinem Amt zurü cktreten musste. Anhand des 'Falls Guttenberg' lä sst sich zum einen das deliberative Potential partizipativer Online-(Teil-)Ö ffentlichkeiten aufzeigen, zum anderen lassen sich Rü ckschlü sse auf die Handlungsgrenzen traditioneller Massenmedien
ziehen. Bei der Analyse soll es deshalb primä r um die Frage gehen,
ob sich Onlinemedien ebenfalls der 'vierten Gewalt' zuordnen lassen, oder ob sie mö glicherweise sogar eine Vorreiterrolle in demokratischen Deliberations-, Entscheidungs- und Kontrollprozessen einnehmen kö nnen, die sie qualitativ von den Vertretern der 'vierten Gewalt' unterscheidbar macht - in diesem Fall erschiene es legitim, von Online-Ö ffentlichkeit als 'fü nfter Gewalt' zu sprechen.