Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Medien und Politik, Pol. Kommunikation, Note: 1, 0, Universitä t Mü nster (Institut fü r Kommunikationswissenschaft), Veranstaltung: Theorien der ö ffentlichen und der politischen Kommunikation, Sprache: Deutsch, Abstract: Kaum ein Thema hat die gesellschaftlichen und politischen Diskurse der letzten Monate so stark geprä gt wie die Verö ffentlichungen der Enthü llungsplattform WikiLeaks. Die Organisation kann mit Recht als Phä nomen bezeichnet werden, verä ndert sie durch ihre Enthü llungen doch sowohl den Blick auf welt- und wirtschaftspolitische Prozesse als auch die Vorstellung davon, was Ö ffentlichkeit ist bzw. sein kann:
WikiLeaks will den Regierungen dieser Welt nicht die politische Kontrolle entrei-ß en, wohl aber die Kontrolle ü ber ihr Herrschaftswissen. Plö tzlich gibt es einen neuen Akteur, der sich das Recht herausnimmt, darü ber mitzuentscheiden, was geheim bleibt.
Man kann die Organisation schlicht als neuen Akteur auf der Bü hne massenmedialer Ö ffentlichkeit begreifen, oder aber in WikiLeaks eine neue Evolutionsstufe, ja eine logische Konsequenz in der Entwicklungskette politischer Ö ffentlichkeit von der antiken Versammlungs- ü ber die neuzeitliche massenmediale Ö ffentlichkeit bis hin zur modernen Netzö ffentlichkeit sehen beide Betrachtungsweisen werden dem Phä nomen WikiLeaks aufgrund seiner Komplexitä t und seiner vielschichtigen Beziehungen zu bestehenden Formen von Ö ffentlichkeit und deren Akteuren jedoch nicht gerecht. Im Zuge der folgenden Analyse wird davon ausgegangen, dass WikiLeaks eine eigene Form von Ö ffentlichkeit schafft, die zwar mit den bekannten Erscheinungsformen politischer und massenmedialer Ö ffentlichkeit interagiert, jedoch grundsä tzlich eigenstä ndig ist und sich in zentralen Merkmalen von diesen unterscheidet.
Ziel dieser Arbeit ist eine ö ffentlichkeitstheoretische Annä herung an das vieldiskutierte und gleichwohl umstrittene Phä nomen WikiLeaks. Es soll aufgezeigt werden, welche Rolle Ö ffentlichkeit fü r die Organisation WikiLeaks spielt sowohl als Lebensraum, in dem sie sich bewegt, als auch als herzustellenden Zielzustand und welche konkrete Vorstellung von Ö ffentlichkeit den Funktions- und Handlungsweisen der Organisation zugrunde liegt. Zu diesem Zweck soll versucht werden, ein 2009 vom Ö ffentlichkeitstheoretiker Rudolf Stö ber ursprü nglich zur systematischen Analyse verschiedener Ö ffentlichkeitskonzepte entwickeltes Kategoriensystem auf die Ö ffentlichkeitsvorstellung der Organisation WikiLeaks anzuwenden, um auf dieser Basis eine kritische Betrachtung des Phä nomens zu ermö glichen.