"Das Buch Mormon" ist ein grundlegendes Werk der religiösen Literatur des 19. Jahrhunderts, das sich durch einen einzigartigen synkretistischen Stil auszeichnet. Im Mittelpunkt steht die angebliche Geschichte mehrerer Völker, die auf wundersame Weise vom alten Nahen Osten nach Amerika gelangten. Mit einer Mischung aus historiografischen und theologischen Elementen schildert das Buch ihren Aufstieg und Fall, ihre religiösen Krisen sowie Offenbarungen, die explizit Bezüge zu biblischen Motiven aufweisen. Der Text ist reich an archaischer Sprache und Parallelen zur King-James-Bibel, wobei er versucht, eine göttliche Kontinuität zwischen dem alten und dem neuen Kontinent herzustellen. Joseph Smith, der Begründer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, verfasste dieses Werk 1830 im Kontext einer religiös aufgeladenen Erweckungsbewegung Nordamerikas. Smiths eigenes spirituelles Suchen, gepaart mit der gesellschaftlichen Sehnsucht nach einer neu begründeten göttlichen Ordnung, führten zu diesem Werk, das er als Übersetzung antiker Goldplatten verstand. Sein Ziel war es nicht nur, eine neue religiöse Lehre zu stiften, sondern auch einen historischen und spirituellen Bestand christlicher Offenbarung für Amerika zu beanspruchen. Allen, die sich für die Schnittstellen von Theologie, Literatur und amerikanischer Frühgeschichte interessieren, sei "Das Buch Mormon" ausdrücklich empfohlen. Es eröffnet Einsichten in die Entwicklung neuer religiöser Identitäten und bietet reichhaltiges Material für die Analyse kultureller Mythenbildung. Für religiöse wie kulturwissenschaftliche Leser ist es von fortwährender Bedeutung.